In meinem Jahresrückblick 2004 habe
ich die
Selektionskriterien und den Modus für die 'Quoten-VDH DM' heftig kritisiert. Die magere
Beteiligung und die im Vergleich zu dem am folgenden Tag stattfindenden German Classics
geringere sportliche Attraktivität hat meine Kritik sicherlich nicht widerlegt. Gerne
hätte ich mehr über diese beiden Veranstaltungen VDH DM und German Classics, auch aus
sportlicher Sicht berichtet, leider konnte ich aber nicht wie geplant dort anwesend sein.
Voruntersuchung kleineren Maßstabs, durch die Leistungen Aus meiner beruflichen Praxis ist mir diese Vorgehensweise bestens bekannt. Auch wir haben, wenn z. B. in 20 Zweigniederlassungen neue Organisationen, Methoden oder Verfahren einzuführen waren, ein solches Projekt in einer ausgewählten Niederlassung pilotiert, um damit die letzte Sicherheit über die einzelnen Arbeitsschritte zu bekommen und vor allem mit durch die Pilotierung geschulten Mitarbeiten den, wie man auf Neudeutsch sagt 'Roll Out' in den übrigen 19 Niederlassungen zu machen. Da man mit Pilotprojekten nicht in den jahrelangen Dauerversuch geht, wäre es nun schon sehr interessant zu wissen, welche Erkenntnisse die Agility-Kommission aus diesem Pilotprojekt gezogen hat. Leider hat man bislang darüber noch nichts gehört. Verwunderlich ist das nicht, denn die Informations-Politik unserer Agility-Kommssion kann zu der vergleichbarer Organe in anderen Ländern, wie z. B. Schweiz oder Österreich, nur als äußerst zurückhaltend bezeichnet werden. Gehen wir von Dezember und Lußheim in der Zeit ein wenig zurück, kommen wir zur Agility-Weltmeisterschaft in Valladolid. Bei dieser WM hat sich das Deutsche Team hervorragend geschlagen und in der Kategorie Large deutliche Akzente gesetzt. Ein Team heterogen besetzt mit WM-erfahrenen, 'alten Hasen', abgeklärten, zuverlässigen WM-Erststartern und 'jungen Himmelstürmern', das international Aufsehen erregte und mit den Platzierungen als Weltmeister, Vizeweltmeister, Platz 20, 21 und 29 gar nicht besser hätte abschneiden können. Ebenso wie es Gründe für das nicht so gute Abschneiden im Vorjahr gab, sind bestimmte Einflußfaktoren, wenn man von dem notwendigen Quentchen Glück, das man bei diesem Sport immer braucht einmal absieht, dafür verantwortlich, daß es in 2005 so blendend lief. Ein wichtiger Grund war sicherlich die Reglementsänderung bezüglich auch der Bewertung der Einzelergebnisse und nicht nur die der Kombinationswertung sowie die Neuregelung bei der Festlegung der Standardzeit - die Zeit des schnellsten Nullfehlerlaufs + 7,5 % - bei den Qualifikationsläufen. Damit war zumindest von der Tendenz her sichergestellt, daß es Teams eines bestimmten Clusters sehr schwer haben werden. Es hätte aber auch schief gehen können, wenn man sich die Ergebnisentwicklung im Verlauf der drei Finaltage in Dortmund analytisch betrachtet. Deswegen darf man keinesfalls der Ansicht sein, dies sei im Licht der Erfolge betrachtet ein sehr gutes Reglement. Das Gegenteil ist eigentlich der Fall, es ist nach meiner Einschätzung letztlich nur weniger schlecht als das von 2004. Hierüber habe ich schon genug geschrieben, wen es interessiert kann bei WM-Quali-Finale 2004 und WM-Quali 2004 nachlesen. Weil es gerade so schön an dieser Stelle hinein paßt. Für 2006 hat man sich wieder etwas Neues einfallen lassen. Als Zulassungskriterien reichen die drei V-Bewertungen in den A-Läufen nicht mehr aus, jetzt wird Folgendes gefordert:
Das Team hat durch Eintrag in den Leistungsnachweis des zur
3 x V-0 in A3 mit mindestens einer Platzierung (1-3) Sich zu fragen, was man sich in der Kommission dabei gedacht hat, erübrigt sich, wirklich intensiv nachgedacht kann da keiner haben. Ich muß das so hart sagen, denn was an oberflächlichem Reglementsunfug bei den WM-Qualifikationen schon verzapft wurde, bis hin zu Absurditäten wie z. B. wer Dis läuft fährt zur WM und wer gewinnt bleibt zu Hause, ist ein deutlicher Beleg dafür. Wenn man es etwas ironisch betrachten will, ist die einzig logische Erklärung dafür, daß es sich hier wieder um die typische Agility-Kommissions-Verhaltenskette handelt. Eine Regel, die im Grunde allen Sporttreibenden, Leistungsrichtern und Vereinen unsinnig erscheint und durch die Agility-Kommission auch nicht begründet wird, zieht weitere solche unsinnigen Regeln nach sich, um Erstere zu flankieren. Eine derartige Verhaltenskette beginnt z. B. mit der Regel 'nur noch ein Lauf für Anfänger und Senioren'. Da das nun wirklich Quatsch ist, macht es kaum einer. Also folgt in der Agility-Kommissions-Verhaltenskette die nächste Regel 'Jumping als Prüfungslauf getrennt nach Leistungsklassen 1 bis 3' und gleichzeitig wird vorgeschrieben, wie ein Spiel auszusehen hat, z. B. alle springen die Seniorenhöhen, kein Slalom, etc. Da das auch Quatsch ist, der Jumping-Eintrag in der Leistungskarte ist völlig bedeutingslos und kostet nur Zeit und Geld, macht es natürlich auch wieder fast keiner. Also folgt in der Verhaltenskette eine weitere Regel, 'Jumping-Ergebnisse als Zulassungskriterium für die WM-Qualifikation'. Weitere Faktoren für die stabile Leistung des WM-Teams sind sicherlich auch die stark verbesserten Leistungen der Richter der Hundsportverbände im DHV und der eines Rassezuchtverbandes für Hunde mit ganz spezifischen Eigenschaften aus dem anglophonen Sprachraum. Mit den Leistungen ist vor allem die Parcoursgestaltung gemeint, weg von 'Rundumsorglos-Parcours' mit sehr auskömmlichen Standardzeiten hin zu flüssigen, aber anspruchsvollen Parcours mit knapperen Standardzeiten, in denen es dann eben nicht mehr ausreicht mit dem Hund an der Seite von Hindernis zu Hindernis zu laufen. Hier spielen auch die neuen jungen Richter, die alle fast unmittelbar aus dem aktiven Sport kommen, eine bemerkenswert positive Rolle. Ob die 'Deutschland-Rallye' Oberammergau - Berlin - Bielefeld - Stadtallendorf und der erweiterte Betreuerstab mit für die Erfolge verantwortlich war, wage ich zu bezweifeln, denn bei der WM 2004 in Montechiari blieb dieser, allein durch die Sportler zu tragende hohe Zeit- und Geldaufwand was die Ergebnisse betraf, völlig wirkungslos. Ich will nicht abstreiten, daß in einer Individualsportart wie Agility ein positives Umfeld und ein Zusammengehörigkeitsgefühl der Team-Mitglieder einer guten Leistung förderlich ist. Dieses läßt sich aber sicherlich auch ohne Tausende von Autobahn-Kilometern für Fahrten von einem Ende von Deutschland zum Anderen erreichen, insbesondere da sich die überwiegende Mehrheit der Team-Mitglieder bereits aus vielen gemeinsamen Turnieren und Trainings her kennt. Was hat sich 2005 noch getan? Wir haben den letzten Cup der Zeitschrift 'Agility&More' erlebt. Der Verlag hat sich aus dem 'Agility Welt-Cup' - im Umgangsjargon 'Zeitungs-Cup - völlig zurück gezogen. Ursprünglich eine hervorragende Idee, ein länderübergreifender Wettbewerb auf hohem sportlichem Niveau, der aber durch unglückliches Marketing und Organisation über die Jahre stark von seinem ursprünglichen Glanz verloren hatte. Dazu beigetragen hat natürlich auch der 'European Open', der inzwischen von der Bedeutung und Qualität her gesehen, den AWC weit überflügelt hat und nach der Weltmeisterschaft sicherlich die attraktivste Agility-Veranstaltung ist, die wie hier in Europa haben. Ich kenne das Verlagsgeschäft nicht und natürlich auch nicht das strategische Konzept dieser Zeitschrift, welche Zielgruppen sollen angesprochen werden, über welche Vertriebswege und welche Absatzmittler, mit welchen Kommunikationsmitteln, welchen redaktionellen Inhalten, welchem Aufwand und gegen welche evtl. Wettbewerber. Ich fragte mich allerdings schon, da ich als Agility-Sportler sicherlich zu der möglichen Zielgruppe gehörte - ich nehme das einfach 'mal an, denn wer soll denn eigentlich sonst dazu gehören - ob der Verlag überhaupt den Ansatz eines Konzeptes für den AWC hatte. Ob Vorberichte in der im Zwei-Monatsturnus erscheinenden Zeitschrift veröffentlich wurden weiß ich nicht, aber der Internet-Auftritt des Verlags über den AWC war eine einzige Katastrophe, von werbewirksamer Vermarktung Lichtjahre entfernt. So waren am 9. August 2005, also zwei Tage nach dem AWC-Finale auf der Seite 'AWC Aktuell' und dort bei 'AWC 2005' nur die Ergebnisse der ersten Qualifikation am 22. Mai und der Hinweis auf die zweite am 5. Juni in Lußheim zu finden. Also zwei Monate nach der zweiten Qualifikation keine Ergebnisse der Qualis, keine Mannschaft, kein Photos, keine Ergebnisse und Mannschaften aus dem Ausland, einfach nichts. Das ist Dilettantismus in Vollendung und in seiner reinsten Form. Ob und wie der AWC weiter leben wird und unter welchem Namen ist offen, Reanimationsversuche gibt es seitens des Ausrichters der Finalveranstaltungen schon und für 2006 scheint auch wieder eine AWC-Qualifikation geplant zu sein. Ob weiterhin Bedarf an einer internationalen Veranstaltung kleineren Zuschnitts besteht muß die Zukunft zeigen. Womit wir beim European Open wären, 2005 in Dielsdorf in der Schweiz. Der European Open 2004 in Böbingen hat hinsichtlich Starterzahl, Organisation und Atmosphäre neue Maßstäbe gesetzt und dem Schweizer Organisator ist es nicht gelungen, auch nur annähernd diesen Maßstab zu erreichen. Dieser European Open wird bei den Teilnehmern sicherlich nur mit sehr gemischten Gefühlen in Erinnerung bleiben. Die Rahmenbedingungen was Unterbringung der Starter, sanitäre Verhältnisse, Parcours-Bedingungen und auch die häufig schon mehr als 'grenzwertige' Organisation bei Anmeldung und Auswertung waren einer Veranstaltung dieser Größenordnung bei weitem nicht angemessen und nicht nur für gehobene Schweizer Verhältnisse inakzeptabel. Allein der sportlich Aspekt bleibt in bester Erinnerung. Bei noch keiner anderen Veranstaltung außer vielleicht an einer WM selber, gab es so viele hochklassige Teams aus 23 Ländern mit so vielen WM-Teilnehmern zu sehen. Ein weiterer, wenn nicht sogar der Höhepunkt in der Reihe meiner Turniere war der Diania Cup in Dänemark. Ein Turnier über sechs Tage mit 457 Teams, drei Starts je Tag in drei Parcours, Richtern aus sechs verschiedenen Ländern und einer Vielzahl von WM-Teilnehmern, überwiegend natürlich aus den skandinavischen Ländern und das in einem Umfeld wie geschaffen für die Veranstaltung. Das alleine macht den Reiz und Charme dieser Veranstaltung aber noch nicht ganz aus. Beispielhaft wurde uns Deutschen Teilnehmern dort vorgeführt, um wieviel schöner dieser Sport Agility noch sein kann, wenn auf dem Sport und dem Veranstaltungsablauf nicht dienliche Regularien völlig verzichtet wird. Ebeno auffällig wie die lockere, zwanglose Wettbewerbsatmosphäre war aber auch der Umstand, daß ein starkes Augenmerk auf Verletzungs- und Verschleißvermeidung bei den Hunden durch entsprechende Gestaltung der betreffenden Geräte legt wird. Es ist sehr bezeichnend, wenn ich diese Parallele zu einem völlig anderen Themenfeld einmal ziehen darf, daß uns Dänemark im Wirtschaftwachstum und der damit verbundenen Reduzierung der Arbeitslosenquote, durch Deregulierung und intelligente Lösungen weit hinter sich gelassen hat. Eine landesspezifische Mentalität ist offenbar nicht nur an bestimmte Lebensbereiche gebunden, sondern wirkt sich übergreifend auch auf andere Themenfelder aus. Unsere Agility-Kommission unterscheidet sich da auch durch nichts von unserer regelungswütigen Legislative in Deutschland. Die 'Grantigen'
Das Jahr bei den 'Grantigen' verlief geradezu sentationell, was die Hunde aus dem A-Wurf betraf.
Bei der WM-Qualifikation haben bis auf Günter Ammon mit Moss alle das WM-Qualifikations-Finale in
Dortmund erreicht. Günter und Susanne mit Mama Liz haben den gleichen Fehler gemacht, sie sind
am falschen Tag ein Dis gelaufen. Daß von der jeweiligen Gesamtzahl der Dis aller Teilnehmer
bei einem Lauf letztlich die Finalteilnahme für den Einzelnen abhängt und nicht von den besseren
Platzierungen ist eine weitere Absurdität des geltenden WM-Qualifikations-Reglements.
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