Eine derartig große Veranstaltung mit über 30 Nationen verlangt natürlich eine
gut vorbereitete Organisation um den Ablauf dieses Ereignisses für Camper,
Zuschauer Teams und Verkaufsstände optimal zu gestalten.
Trotz aller guter Vorbereitungen gehen dann Dinge schief, die natürlich
aus Sicht der Betroffenen zu Lasten des Veranstalters gehen, aber durch
diesen absolut nicht zu verhindern und im weiteren Ablauf lediglich nur
noch abzumildern sind. Dies waren hier die Geschehnisse um die Dusch- und
Toiletten-Container für die Camper auf dem Hauptplatz direkt vor der
Ostbayernhalle, die Halle des Turniers.
Beauftragt war die betreffende Firma mit der Lieferung und dem sanitären
Anschluß von zwei Toiletten- und zwei Dusch-Containern, zu liefern und
anzuschließen am Montag bis 16:00 Uhr.
Tatsächlich trafen die ersten beiden Container nach einigen Telefonaten
dann um 19:00 Uhr ein, die beiden letzten sollten dann nach Auskunft
der Firma 10 Minuten später anrollen. 10 Minuten können lang sein,
so um 22:00 Uhr kamen dann diese am Gelände an. Die Fahrer konnten
lediglich abladen und aufstellen, von anschließen war ihnen nichts
bekannt.
Neben den vielen anderen Arbeiten die die Organisationsleitung zu erledigen
hat, mußte sie sich nun auch noch um solche profane Dinge kümmern. Da bis
Mittwochabend die Container immer noch auf den Anschluß harrten, traf
die Organisationsleitung die Entscheidung, alle am Mittwoch und Donnerstag
anreisenden Camper auf dem Zusatzplatz beim Waldhotel - ca. 500 m von der
Halle entfernt, unterzubringen, da hier die gesamte notwendige
Camping-Infrastruktur bereits vorhanden war.
So sachlich richtig diese Entscheidung war, den anreisenden Campern war
sie jedoch – wie befürchtet - nicht zu vermitteln. Als erste anzureisen
und dann den weitesten Weg zur Halle zu haben wurde nicht akzeptiert.
So wurden die Camper um viel Verständnis gebeten und schließlich doch
auf dem Hauptplatz untergebracht.
Bis auf absolute Einzelfälle herrschte doch allgemeine Zufriedenheit
auf dem Camping-Platz, sicherlich trugen Vorfreude und die für
Agility-Sportler nahezu einzigartigen Bedingungen rund um die
Ostbayernhalle ihren Teil dazu bei. Dazu war es aufgrund der
Abmessungs-Vorgaben des Veranstalters für die Platzeinteilung auf
dem Gelände auch möglich individuelle Wünsche hinsichtlich des
Zusammenstehens zu realisieren. Jeder der mit WoMo/WoWa im
Agility-Sport unterwegs ist weiß, daß dies neben dem Turnier
an sich der zweitwichtigste Aspekt ist.
Aus gutem Grund bin ich etwas näher hierauf eingegangen, weil natürlich
solche Pannen immer am Veranstalter hängen bleiben, der trotz aller
Bemühungen letztlich - wie schon gesagt - nur wenig bis nichts daran ändern kann.
|
Das traf auch auf die Videowände zu, auf denen jeweils die Ergebnisse
und die Rangliste der aktuellen Wettbewerbe gezeigt werden sollten. Das
Schweizer Team das bereits mit dieser Hard- und Software bei den WM 2006
in Basel, 2009 in Dornbirn und bei vielen anderen Veranstaltungen, wie
z. B. div. Landesmeisterschaften, erfolgreich und störungsfrei gearbeitet
hat, kämpfte in Kreuth mit einem Software-Fehler, der bei der in Kreuth
verwendeten neuen Version erstmalig aufgetreten ist und durch das Team,
das lediglich für das (Achtung: Neudeutsch) Operating verantwortlich
war, nicht behoben werden konnte.
Da auch die Herstellerfirma in der Schweiz keine Problemlösung gelang,
fielen die Videowände in fast regelmäßigen Abständen aus. Auch diese
Panne bleibt natürlich wieder am Veranstalter hängen.
Erfreulicher Weise gibt es doch viel mehr Positives über die WM-Organisation
zu berichten. Da ich als Einweiser im Vorring in direktem Kontakt zu allen
Startern, Trainern und Mannschaftsführern stand, habe ich mir aufgrund vieler
Meinungen ein Gesamtbild aus Teilnehmersicht zu Ablauf, Halle, Geräten
und Umfeld machen können.
Die Organisation
Die Organisation des Turniers und der Ablauf entsprachen dem, was man bei einer
WM erwartet. Meines Wissens war es die dritte WM die von Deutschland nach 1999
und 2002 ausgerichtet wurde, daher kann man viel Erfahrung mit der Abwicklung
einer solchen Großveranstaltung voraussetzen.
Der einzige Punkt an dem sich die Geister schieden, ansonsten wurde der Ablauf
als gut und so wie es sein muß beurteilt, war die Frage, zieht man Wettbewerbe
vor wenn man dem Zeitplan voraus ist oder hält man ihn strikt ein. Wir waren dem
Zeitplan etwas voraus und wie man es auch immer macht, ist es entsprechend der
jeweiligen Auffassung natürlich falsch. Zieht man den Plan vor, ist es den
einen nicht recht, macht man es anders, den anderen nicht. Allerdings zeigten
auch hier die Teams volles Verständnis, so daß dies nur ein zeitlich ganz kurz
diskutiertes
und schnell zu erledigendes Thema war; Problem wäre hier schon das falsche Wort
gewesen.
Die Helferteams an den unterschiedlichsten Stellen wie Aufwärmhalle, Weg zum
Vorring, Vorring, Einweisung am Ring und Parcours-Helfer im Ring arbeiteten
aus meiner Sicht anforderungsgemäß und effizient. Da ich aber selber als
Helfer tätig war, kann diese Meinung natürlich zu Recht als parteiisch
angesehen werden . Sollte es darüber anderslautende Meinungen geben, bitte
ich entsprechende Kommentare zu hinterlassen; man lernt ja gerne dazu.
Das Umfeld
Das Umfeld mit den hügeligen Wiesen und nahezu endlosen Wegen durch Flur und
Wald, die nahe Unterbringung in Hotel und Ferienwohnungen, die
Camping-Möglichkeiten direkt an der Halle sowie die mehr als ausreichenden
Parkmöglichkeiten direkt und in nächster Nähe der Halle, wurde ohne
Einschränkung als optimal für eine Agility-WM bezeichnet.
Im unmittelbar benachbarten Waldhotel waren viele Mannschaften
u. a. auch unsere, untergebracht und Abends traf man sich im
gegenüberliegenden Gutsgasthof. Auch der Gala-Abend fand auf dem
Gutshof-Gelände statt, in der direkt neben der Turnierhalle liegenden
Festhalle. Aus welcher Sicht man es auch betrachtet, eine WM der extrem
kurzen Wege für alle Beteiligten und Zuschauer.
Die Halle
Für die angereisten Zuschauer war die Halle mit ihren 4.500 Sitzplätzen völlig
ausreichend, am Freitag und Samstag gab es sogar noch einige Lücken auf den Rängen.
Die Sicht auf den Parcours ist von allen Plätzen hervorragend.
Für den Parcours stehen im Innenraum 3.200 Quadratmeter zur Verfügung, nur zur
Erinnerung, ein Parcours der Abmessung 40 m x 20 m "verbraucht" 800 Quadratmeter, womit der mittig
angeordnete Parcours einerseits genügend Raum zur Bande hatte, dennoch nahe
an den Tribünen war und viel Raum an allen Seiten für die Gruppentanzeinlagen
in den Umbaupausen, wie es inzwischen bei WM's Standard ist.
Im Vorfeld geäußerte Befürchtungen, daß wegen des Reithallenbodens nicht gleiche
Bedingungen für alle Teilnehmer herrschen würden, erwiesen sich als gegenstandlos.
Der Boden wurde am Mittwoch so präpariert, daß es ausreichte ihn zwischen den
Wettbewerben abzuziehen. In den einzelnen Wettbewerben waren kaum Eingriffe
erforderlich.
Wenn überhaupt, waren Unterschiede beim Boden zwischen dem ersten und dem
Starter Nr. 121 bei Large allenfalls marginal.
Mannschaftführer großer Agility-Nationen wie GBR, USA und Kanada
äußersten mir gegenüber ihre Anerkennung und Zufriedenheit darüber, daß nun
endlich wieder einmal eine WM auf einem natürlichen, für die Hunde bestens
geeigneten Boden stattfände.
Die Geräte
Bei den Geräten handelte es sich um einen nagelneuen Parcours vom Hersteller
Premier aus England. Die Geräte sind alle, bis auf den Sacktunnel aus Holz
gefertigt, sehr gut in für das Auge und das Gesamtbild eines Parcours gefälligen
Pastellfarben lackiert und für den Transport schnell und einfach zu zerlegen.
Die Hürden sind wegen längerer Stangen geringfügig breiter als wir es bei uns
gewohnt sind, ebenso waren die Stangen vom Durchmesser her auch dicker
und Gewicht schwerer, lagen aber sehr sicher in ihren Auflagen.
Etwas Kritik gab es an den Kontaktzonengeräten Laufsteg, A-Wand und Wippe.
Diese sind auf den hölzernen Laufflächen und Kontaktzonen nur gesandet und
lackiert, daher völlig ungedämpft und im Neuzustand sehr rauh. Dazu kommt,
daß bei Laufsteg und A-Wand die Kontaktzonen etwa 6 cm über dem Boden enden
und sich darunter ein 6 cm Spalt über die volle Breite des Gerätes auftut
und die Wippe im Drehgelenk sehr viel vertikales und horizontales Spiel
aufweist und das Gerät dadurch recht wacklig ist. Der letzte Kritikpunkt
Wippe ist aber sicherlich bei der Qualität und Routine der Hunde die es zu
einer WM schaffen zu vernachlässigen.
Der Sport
Für mich beeindruckend aber nicht überraschend war das hohe Niveau der Teams
aller Größenklassen über die Länder hinweg. Kleine Nationen die bei vergangenen
WM's noch deutliche führtechnische Defizite aufwiesen, haben enorm aufgeholt
und stehen den großen Agility-Nationen in nichts mehr nach. Die Rangliste im
Teamwettbewerb Small mit Rußland, Japan und Slowenien auf den Rängen 1 bis 3
spricht eine deutliche Sprache.
Ebenso hat sich die Entwicklung zur athletischen Führweise fortgesetzt. Von
einem Trend kann man dabei nicht mehr sprechen. In allen Größenklassen ist
die läuferische Komponente der Hundeführer elementarer Bestandteil
des Führstils. Dabei ist die große Quantität der Starter erstaunlich, die in
hohem eigenem Lauftempo ihre Hunde dennoch ruhig und, so wie es auf mich gewirkt hat,
abgeklärt und routiniert durch den Parcours geführt haben.
Zu dieser Entwicklung der athletischen Führweise hat sicherlich auch die
Notwendigkeit der durchgelaufenen Kontaktzonen beigetragen. Bei allen Spitzenteams
in der Größenklasse Large war dies zu beobachten. Ebenso war aber auch zu
beobachten, daß dies nur dann wirklich funktionierte, wenn auch der Hundeführer
an der Kontaktzone am Laufstegabgang mindestens auf gleicher Höhe mit dem Hund war.
Im Vergleich zu den Spitzenteams wirkten unsere Starter auf mich, natürlich von
Ausnahmen abgesehen, nicht derart souverän. Sie strahlten ein erkennbares Signal
von Nervosität oder Unsicherheit auf mich aus. Zugeben muß ich natürlich, daß
dies eine subjektive Einschätzung ist, die sicherlich auch durch einen gewissen
Erwartungshorizont meinerseits beeinflußt wurde.
Wie auch immer, in den Individualwettbewerben sind ein Rang 10 von 122 Startern
bei Large, ein Rang 7 von 81 Startern bei Medium und ein Rang 4 von 73 Startern
bei Small gute Ergebnisse. Aber Ergebnisse in den Teamwettbewerben wie Rang 14
von 31 Teams bei Large, Rang 25 von 28 Teams bei Medium und Rang 14 von 28
Teams bei Small können aus meiner Sicht bestenfalls nur noch als durchschnittlich
bzw. ausreichend bezeichnet werden.
Natürlich ist eine Analyse warum in den letzten Jahren seit dem Ende der - wenn
ich sie einmal so nennen darf - Aera 'Sylvia und Flo' die absoluten Spitzenergebnisse
bei den darauf folgenden WM's ausgeblieben sind nicht so einfach. Ich bin nicht der Ansicht, daß wir,
bei der gewaltigen Breite die es bei uns an Agility-Sportlern in der Leistungsklasse A3 gibt,
nicht genügend Teams mit entsprechendem Potential haben. Wenn aber diese Annahme
richtig ist, stellen sich folgerichtig Fragen nach der Wettbewerbsphilosophie
und dem Auswahlverfahren um Spitzenteams zu formen und zu selektieren.
Für mit ausschlaggebend halte ich hierbei die Vielzahl der Wettbewerbe ohne
jeglichen Wettbewerbsdruck, insbesondere bei Small und Medium die dazu eigentlich auch noch
immer in Large-Parcours laufen, die Vielzahl der Verbände mit einer ebenso hohen
Vielzahl von Meisterschaften mit z. T. geringerem Wettbewerbsdruck und auch unseren
WM-Qualifikationsmodus. Eine Kombinationswertung ist tendenziell eine
Selektion hin zum Durchschnitt. Ich will jetzt hierfür keine Rechenbeispiele
vorführen, sondern nur zu bedenken geben, daß ein Starter bei Large, der
z. B. im Finale jeden Tag je einen Lauf gewinnt und je ein Dis hat, 60 Punkte erhält.
Ein Starter der in jedem Lauf Platz 6 erreicht, erhält ebenso diese 60 Punkte,
wobei bei diesem Beispiel solche Teams infolge der Kombiwertung in Praxis
noch deutlich mehr Punkte erhalten hätten.
Das oft zur Begründung der Kombiwertung genannte Argument, daß es ja bei der
WM auch eine Kombiwertung gäbe ist nicht zutreffend, denn dort werden nicht
zwei Läufe an einem Tag durchgeführt, sondern die Läufe für die wir an einem
Tag die Kombiwertung haben, werden bei jeder WM an zwei verschiedenen Tagen
ausgetragen.
Nicht vergessen werden darf bei einer solchen Betrachtung auch die Ermittlung
der Standardzeit. Den Zuschlag 1,1 für 2011, in diesem Jahr lag er bei 1,2,
halte ich mit Hinblick auf eine WM-Selektion für deutlich zu hoch,
immerhin lag dieser Zuschlag zu erfolgreicheren Zeiten bei 1,075.
Daß eine Kombinationswertung in Verbindung mit auskömmlichen Standardzeiten
als Selektions-Modus die Tendenz zu taktischen und Sicherheitsläufen verstärkt, ist einleuchtend und kann nicht
wegdiskutiert werden. Andere, sehr erfolgreiche Nationen sind den entgegengesetzten
Weg gegangen, keine Kombi-Wertung und extrem enge Standardzeiten - und der Erfolg scheint ihnen
recht zu geben.
Die 'Grantigen' bei der WM
Aus Deutschland konnte sich dieses Jahr kein Team für die WM qualifizieren.
Lediglich Kriszta mit Fleece startete im Individual A-Lauf als Weißer Hund.
Sie erreichten null Fehler und die insgesamt drittschnellste Zeit und wären
damit ... hätte, wäre, wenn ... auf Rang 2 bei diesem Lauf gelandet.
Aus dem Ausland waren aber doch noch 'Grantige' dabei, Silvija Trkman mit Bu aus
Slowenien, Remo Müller mit Brit aus der Schweiz und Gora Zeljko mit Tip,
einem Sohn von Fetch.
Silvija und Bu starteten in beiden Wettbewerben, Team und Individual.
Im Teamwettbewerb erreichten sie im Jumping Rang 1 und hatten im A-Lauf
Bestzeit, leider aber mit einem Stangenfehler. Im Individual-Wettbewerb
erreichten sie in der Gesamtwertung mit Rang 4 ein Spitzenergebnis.
Remo und Brit starteten nur im Individual. Leider lief dieses Jahr bei
ihnen nahezu alles schief, zwei Vw am Slalom im Jumping und Dis im A-Lauf.
Gora startete mit Tip in beiden Wettbewerben. Im Teamwettbewerb noch mit
Fehlern und Vw, bei Individual dagegen mit verheißungsvollem Auftakt für
dieses junge Team, Rang 7.
Schlußbemerkung
Ich war als Zuschauer und Helfer vier WM's im In- und Ausland dabei und
kann auch dieser WM nur das beste Zeugnis ausstellen. Tolle Halle, klasse
Umfeld, gute Organisation, hervorragender Sport und super Stimmung in
der Halle. Auch die vielen Helfer machten da keine Ausnahme, motiviert,
fleißig und guter Laune. So wie ich es von den Teilnehmern und Zuschauern
mitgenommen habe, würde sie es freuen, wenn wieder eine WM in Kreuth
stattfinden würde. Eine bessere Bewertung für diese Weltmeisterschaft in
Kreuth gibt es wohl kaum.
|
Kommentar eintragen
Von Daisy am 12. Okt. 2010 13:16:
Danke für Deine Mühen, Klaus! So kann man sich's wenigstens ein bisschen vorstellen, wenn man schon nicht dabei war :-)
Gruß von der Daisy
Von Claudia am 11. Okt. 2010 20:28:
Hallo Klaus,
ja, ein sehr schöner Bericht. Nur eins möchte ich hinzufügen. Die Teamläufer im Large mussten zwei super Läufe an einem Tag hinlegen. Leider hats mal wieder auf der WM nicht geklappt.
LG aus dem hohen Norden
Von Thorsten am 11. Okt. 2010 16:45:
Hallo Klaus, schöner Bericht!!!!
Von Ralf am 08. Okt. 2010 06:26:
Hallo Klaus, sehr schöner Bericht, dem ich nur zustimmen kann. Als Helfer und Teambegleiter ;-)
Von KISS am 07. Okt. 2010 21:55:
Danke für den tollen Bericht !
|