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Ausbildung - Training

16. April 2006 - Club Canin de Bischheim - Frankreich

Vier Läufe am Tag, Jumping für alle, keine An- und Ableinpflicht, keine Impfpaßkontrolle, keine Chipkontrolle und äußerst flexible Startfolge und das alles für ein Startgeld von € 12,20. Bitte jetzt nicht sagen, so 'was gibt's ja gar nicht, es gibt es, es ist keine Vision, sondern Realität! Realität natürlich nicht bei uns, sondern bei unseren Nachbarn in Frankreich.

Wie im letzten Jahr waren wir auch jetzt wieder beim Osterturnier vom Club Canin de Bischheim. Bischheim liegt im Norden von Straßburg nahe der Grenze und ist von uns aus problemlos zu erreichen. Der Hundeplatz selber liegt fast mitten in der Stadt, aber direkt an einem Park und einem kleinen Flüßchen, das sich gemächlich durch diesen Park schlängelt. Ich glaube, es wird 'Petit Rhin' genannt - der Kleine Rhein.

Wie im letzten Jahr war Deutschland auch wieder zahlreich vertreten, durch 11 Teams, alle aus dem Bereich des swhv, wenn ich das richtig überblickt habe. Unter ihnen auch zwei 'Grantige', Günter Ammon mit Moss und Diddl.

Bei den vier Läufen handelt es sich um den A-Open, die A-Läufe, den GPF (Grand Prix Francaise, auch ein A-Open) und den Jumping. Die Arbeit des Richtens der 115 Teams haben sich Christian Saccoccio, A-Open, A-Läufe und Jumping und Dominique Dreyer, GPF, geteilt, er war auch einer der Richter bei EO 2005 in der Schweiz. Christian Saccoccio ist aus dem Süden Frankreichs und war mir bis dahin völlig unbekannt. Alle ihre Parcours waren weit gestellt, den Leistungsklassen entsprechend abgestuft, enthielten offene und versteckte Verleitungen und die Gerätedistanzen bewegten sich eher an der Obergrenze. Was für uns natürlich eine absolute Besonderheit darstellt ist, daß der Tisch in allen A-Läufen gestellt wird. Für uns schon ein kleines Problem, zumal ich auch nicht daran gedacht habe, dieses Gerät bei den wenigen Trainings die wir bislang hatten, auch einmal zu stellen.

Aber davon unabhängig kam es mit bei diesem Turnier auch nicht auf die Ergebnisse an, das war sekundär. Für mich war es die beste Gelegenheit, die Kontaktzonen unter wirklichen Turnierbedingungen mit Diddl trainieren zu können, etwas, das mir bei Turnieren bei uns in Deutschland einfach nicht so gelingen will wie ich das gerne hätte.

Den A3-Parcours habe ich nachgezeichnet, denn er hatte einige sehr interessante Sequenzen.

Nach einem bis zum Tisch 12 schönen Lauf wie auf Schienen und mit absolut kontrollierten Kontaktzonen ist uns ist diese Sequenz Tisch 12 zum Tunnel 14 zum Verhängnis geworden. Ich blieb bei Diddl am Tisch, nach dem 'Go-Kommando' war ich hinter ihm, er nahm noch den Weitsprung und bog dann aber in den Slalom ab - Dis. Letztes Jahr ist Diddl vom Tisch gesprungen, als ich eine neue Position einnehmen wollte, das wollte ich hier vermeiden. Na ja, egal, ich war sehr zufrieden, denn bis dahin lief es wirklich sehr gut und auch nach dem Dis, so war der gar nicht so einfache Weg aus dem Tunnel 14 auf den Laufsteg 16 überhaupt kein Problem.

Im A-Open hatten wir einen Stangenfehler, im GPF zwei Vw und einen Wippenfehler. Bei diesem GPF habe ich die Zonen etwas schneller gemacht, allerdings bei der Wippe übertrieben. Diddl war zwar weit in der Zone, aber die Wippe war noch nicht ganz am Boden. Im Jumping hatten wir dann null Fehler und Platz 3. Gewonnen hat diesen Jumping ein Dobermann (!) vor einem Border Collie und Diddl. Dieser große Hund flog in einem unglaublichen Tempo mit weiten Sätzen über den Parcours. Auch wenn ich den Stocker von Diddl durch wieder einmal kurzes Verwickeln im Sacktunnel berücksichtige, wären wir an die Zeit von dem Dobermann kaum 'ran gekommen. Der Parcours war weit gestellt und sehr rund von der Linienführung, das kam diesem Team sicherlich entgegen, aber so könnte ein gemeinsamer Jumping durchaus immer aussehen, dann haben auch nicht so wendige Hunde eine echte Chance.

Günter erging es von den Ergebnissen her ähnlich. Ein Dis, zwei Läufe mit Stangenfehlern (A-Open und Jumping), ein Dis (A3-Lauf) und Platz 2 im GPF.

Trotz vier Läufen und 115 Startern waren um 18:00 h alle Läufe beendet, obwohl bei den A-Läufen zwischen den Leistungsklassen fast Totalumbauten gemacht wurden. Der zügige Ablauf wird durch die flexible Startfolge unterstützt, es ist immer sofort ein Team am Start, und es gibt keine Wartezeiten bezüglich der An- und Ableinprozedur. Als Beispiel: Bei 200 Starts und je Starter etwa 10 s für Betreten des Parcours, Ableinen und Freigabe und nach dem Ziel 20 s für das Bestätigen, Anleinen und Verlassen des Parcours, beläuft sich diese Leerzeit auf exakt eine Stunde und 40 Minuten, ohne die sog. "Richterbesprechung" noch eingerechnet zu haben, in der diese Prozedur den Startern zum x-ten Mal erläutert wird.

Für alle die es interessiert die Sammlung dessen, was mir in Frankreich aufgefallen ist und was anders ist als bei uns.
  • Es gibt keine Leistungsurkunden. Bei der Meldung geben die Starter lediglich ihre Lizenzkarte ab, das ist eine Karte mit allen Daten im Scheckkartenformat.
  • Die Startnummern sagen nichts über die Startreihenfolge aus, sie dient ausschließlich zur Identifizierung der Teams beim Start. Die Startreihenfolge wird für jeden Lauf anderweitig festgelegt und ist aus der Starterliste für jeden der vier Läufe ersichtlich.
  • Der Richter hat während des Richtens ein Mikrophon in der Hand, sagt den Starter an und jeden Fehler. Neben dem Richter steht der Schreiber, der das alles notiert. Nach dem Zieldurchlauf wird dem Richter noch die Zeit durchgegeben, die er auch durchsagt. Außerdem überprüft er noch kurz, was der Schreiber notiert hat.
  • Alle Hunde laufen den A-Open, GPF und den Jumping. Die A1-, A2- und A3-Läufe allerdings nur Rassehunde.
  • Große und schwere Hunde wie Rottweiler, Kuwacz, etc. starten in einer eigenen "Molosser"-Klasse auf Mediumhöhe.
  • In allen A-Läufen wird der Tisch gestellt. Der Hund darf von allen vier Seiten auf den Tisch.
  • Die Rassevielfalt ist beeindruckend. Es gibt vergleichsweise wenig Border Collies und Shelties, kein einziger Border oder Jack Russel Terrier war dabei. Dafür schnelle Pudel und man höre und staune, Westies. Auch ein rasend schneller Whippet und der schon erwähnte Dobermann.
  • Die Hunde werden von allen Hundeführern auf und mit Tempo geführt und während des ganzen Laufs motiviert.
  • Das Niveau der Teams in den unteren Leistungsklassen ist erstaunlich hoch.
  • Es gibt keine Täto-/Chip- und Impfpaßkontrollen.
  • Es gibt keine An- und Ableinpflicht.
  • Es gibt keine sog. "Richterbesprechung".
  • Da es keine Leistungsurkunden gibt, entfällt das Eintragen oder Einkleben. Der Starter erhält einen Ausdruck mit seinen Ergebnissen im DIN A5-Format:
  • Die Rückgabe der Lizenzkarten und Ergebnisausdrucke erfolgt im Umschlag zusammengefaßt nach Vereinen.
  • Zur Siegerehrung kommt wer will.
Bischheim war auf jeden Fall wieder eine Reise wert und ich würde nächstes Jahr gerne wieder dort hinfahren. Wir sind sehr freundlich aufgenommen worden, der Platz ist gut, die Gassigeh-Möglichkeiten ebenso und gegen vier Starts an einem Tag in weitgestellten, anforderungsgerechten Parcours gibt es ohnehin kein Gegenargument.