Bei einem Bericht über ein Agility-Turnier sind üblicher Weise unterschiedliche Aspekte
zu beleuchten um dem der nicht dabei war, ein möglichst klares Bild von dem Geschehen zu
vermitteln. Die Aspekte können dabei sein die äußeren Rahmenbedingungen wie Infrastruktur
und Organisation, Platzverhältnisse und Parcours und natürlich die Größe und Qualität
des Starterfeldes. Einen Bericht als reine Kritik anzusehen und nur die negativen Punkte,
so es sie gab, heraus zu arbeiten halte ich für nicht angemessen, zum Teil als sogar unfair
den Veranstaltern gegenüber, die die viele Arbeit freiwillig, ohne Entgeld, allenfalls zu
Gunsten des Verein auf sich nehmen. Kritik ist dann angebracht, wenn etwas ohne größeren
Aufwand, nur mit etwas mehr Nachdenken oder Intelligenz hätte besser gemacht werden können.
Diesen Maßstab lege ich auch dem Bericht über den European Open 2005 in Dielsdorf, Schweiz,
zu Grunde. Natürlich hat der EO in letztes Jahr in Böbingen die Meßlatte gewaltig hoch gesetzt.
Jedem Veranstalter nach Böbingen wäre es sicherlich schwer gefallen, das Niveau dieser
Veranstaltung bezüglich der eingangs erwähnten Aspekte zu erreichen oder gar zu übertreffen.
Der Zuspruch für dieses Agility-Ereignis ist mittlerer Weile derart gewaltig, daß die
Gefahr besteht, daß es unter seiner Größe zu leiden beginnt und nicht mehr 'veranstaltbar' wird.
Für Dielsdorf dieses Jahr hatten 652 Teams aus 23 Ländern gemeldet. 377 Large-, davon
213 Border Collies, 152 Medium-, davon 3 Border Collies und 123 Small-Teams:
Land | Anzahl | Land | Anzahl |
Deutschland | 164 | England | 10 |
Schweiz | 133 | Belgien | 9 |
Österreich | 74 | Dänemark | 7 |
Italien | 61 | Norwegen | 5 |
Slowenien | 34 | Spanien | 4 |
Frankreich | 27 | Litauen | 4 |
Russland | 26 | Portugal | 2 |
Tschechische | 20 | Liechtenst | 2 |
Niederlande | 19 | Slowakei | 2 |
Luxemburg | 18 | Schweden | 2 |
Kroatien | 17 | Ungarn | 1 |
Lettland | 11 | Ges. 23 | 652 |
Es zeigte sich deutlich, daß durch die große Zahl der Teams und damit verbunden der Bedarf
an Flächen für Parcours und Camping, an Helfern und Infrastruktur eine Größenordnung erreicht
hat, die eigentlich kein weiteres Wachstum mehr zuläßt. Natürlich würde ein Engländer der
diese Zeilen liest schmunzeln, dort gibt es Turniere mit bis zu 1000 Startern, aber unsere
Vereine hier auf dem Kontinent sind einem solchen Ansturm offenbar nicht gewachsen.
Das Gelände, eine große Reitanlage mit einer Vielzahl von Plätzen und Koppeln, war für eine
derartige Veranstaltung nicht unbedingt die erste Wahl. Die Parcours, vier an der Zahl hatten
nicht die notwendige Größe, zwei davon waren in der Reithalle (25 m x 65 m) eingerichtet und
zwei vor dieser Halle. Einer auf einem Reitplatz und einer auf einer Pferdekoppel mit dadurch
bedingt sehr holprigem, für ein Turnier eigentlich nicht geeignetem Boden. Die Bodenverhältnisse
in der Halle und auf dem Reitplatz waren dagegen ausgezeichnet, ein Quarzsand-Vliesgemisch,
fest aber gut dämpfend.
Der Platz für das Camping befand auf dem großen Parkplatz, in der Nähe der zu der Anlage
gehörenden Pferderennbahn, aber weit entfernt von den Agility-Wettkampfstätten. An sich
nicht unbedingt ein Problem, aber da keine Pavillons an den Parcours aufgebaut werden
durften - Platz war ohnehin dafür kaum vorhanden - und keine Hunde in die Reithalle mitgebracht
hätten werden sollen, war das natürlich schon ein Problem, insbesondere für die Starter,
die gleich nach der Begehung starten mußten.
Die Platzverhältnisse sind nun 'mal so wie sie sind, aber dem hätte man seitens der
Organisation durch eine intelligentere Einteilung der Parcoursbegehungen Rechnung tragen
können. Begangen wurde in Gruppen, wobei die Gruppe dann auch gleich gelaufen ist. So
war die Einteilung 1-50, 51 bis 100, etc. Nimmt man aber jeweils von der nächsten Gruppe
noch 10 Starter für die Begehung dazu, kann man die Situation für die ersten Starter einer
jeden Gruppe leicht entschärfen. Die haben dann Zeit wenn ihre 'eigentliche' Gruppe in der sie
auch starten Begehung macht,
in aller Ruhe und ohne Streß ihre Hunde zu holen. Das würde in einem Zeitplan z. B. so aussehen:
Zeit | Was | Startnr. |
09:00 - 09:15 | Begehung | 1 - 60 |
09:15 - 10:15 | A-Open | 1 - 50 |
10:15 - 10:30 | Begehung | 61 - 110 |
10:45 - 11:45 | A-Open | 51 - 100 |
etc. | | |
Es wären also nur bei der ersten Begehung 10 Starter 'zuviel' auf dem Platz. Eine ganz andere
Frage ist, ob man 50 Starter, noch dazu in einem Parcours mit kleineren Abmessungen, auf einmal
begehen läßt.
Daß das Antizipieren der Anforderungen die sich aus einer Zahl von über 600 Startern ergeben
nicht unbedingt eine Stärke des Veranstalters war, wurde bereits Freitag abends deutlich,
als die Meldestelle geöffnet wurde. Tatsächlich war sie doch mit nur einer Person besetzt,
die die Leistungskarten entgegen nahm und auch das Startgeld kassierte. Man kann sich vorstellen
wie lange so etwas dauert. So standen viele - eigentlich die meisten -
über zwei Stunden Schlange. Ich hatte Glück, kam anfangs und mußte 'nur' etwas über eine
Stunde warten. Ein Starterheft mit Zeitplan gab es für die Starter übrigens auch nicht,
man mußte sich des
Internets oder Aushangs bedienen. Die Sanitär-Infrastruktur und Stromversorgung
auf dem Campingplatz reihte sich nahtlos in die Art dieser Vorbereitung auf den Ansturm
der vielen Camper ein, drei ganze Dixi-Klos und laufende Stromausfälle wie in Kriegszeiten
wegen eines offensichtlich
altersschwachen oder überforderten Stromaggregats.
Mein letzter Kritikpunkt, der auch nichts mit örtlichen Gegebenheiten zu tun hat, sondern
ausschließlich von den handelnden Personen abhängt, ist die unsägliche Zeitverzögerung bei
den drei Finalläufen für Small, Medium und Large. Offensichtlich ist in der gesamten Schweiz
niemand außer einer bestimmten Person in der Lage aus einem PC eine Starterliste für die
Finalteilnehmer zu drucken. Bis die Liste Small vorlag dauerte es schon ewig. Dann wurden
die Finalläufe Small durchgeführt. Wer nun glaubte, daß danach etwa gleich die Mediumläufe stattfinden
könnten irrte sich gewaltig, denn diese besagte einzige Person in der Schweiz die so etwas kann,
mußte ja unbedingt den Finalläufe kommentieren und konnte daher erst danach die Liste für Medium erstellen.
Das gab diese Person auch noch ohne rot zu werden über die Lautsprecher als Grund für die Verzögerung bekannt.
Das Erstellen
einer solchen Liste dauerte, warum auch immer, mindestens eine halbe Stunde, das Gleiche auch
noch einmal für Large. Daß der 'Kommentar' nicht oder fast nicht zu verstehen war und sich im
Wesentlichen auf Name des Starters, Hund und Ergebnisansage oder das was der Zuschauer auch
sieht, daß z. B. der Hund nun auf die Wand geht, beschränkte ist eine andere Sache, die aber
offenbar auch von niemand anderem als von dieser einen Person gemacht werden kann. Gegenüber
dem Zeitplan, der sonst gut eingehalten wurde, ergaben sich daher gewaltige, absolut vermeidbare
und daher besonders ärgerliche Verspätungen.
Das Positive dieser zwei Tage in Dielsdorf war jedoch der Sport. Trotz der zu kleinen Parcours-Abmessungen
stellten die Richter interessante, flüssige und anspruchsvolle Parcours. Der Parcours vom Jumping
Team am Samstag wäre in einem reglementsgerechten Parcours gestellt, sicherlich eine weitere Bereichung gewesen,
litt aber hier etwas unter
der räumliche Enge.
Parcours Large |
Tag |
A-Open |
Jp-Open |
Sa. Team |
330 Starter, 46 V0, 62 V, 76 SG,
18 G, 4 NB, 124 Dis |
329 Starter, 40 V0, 51 V, 48 SG, 13 G, 3 NB, 174 Dis
|
So. Ind. |
338 Starter, 37 V0, 35 V, 42 SG, 14 G, 2 NB, 208 Dis
|
341 Starter, 96 V0, 73 V, 54 SG, 9 G, 1 NB, 108 Dis
|
Finale |
71 Starter, 9 V0, 12 V, 15 SG, 5 G, 30 Dis
|
Das hochkarätiges Starterfeld entschädigte für vieles, WM-Teilnehmer und 'klangvolle'
Agility-Namen überall, egal wo man hinschaute. Der absolute sportliche Höhepunkt dieser zwei Tage
aber war mit Sicherheit das
mitreißende Finale für die besten Teams eines jeden Landes. Da es in der Halle ausgetragen wurde
in der jetzt nur der eine Parcours abgesteckt war und auf der großen Tribüne und am Kopf- und Fußende
des Parcours genügend Platz für Zuschauer war, kam eine tolle Stimmung auf, Valladolid hat schon
'mal grüßen lassen.
Sylvia Vaanholt mit Gill, Philipp Müller-Schnick mit Finn, Jürgen Ketschker mit Asim, Mona
Grefenstein mit Cleo, Petra Ehrlich mit Timber, Florian Cerny mit Lass und Christiane Glogau mit Lira
waren für uns in
der Größenklasse Large dabei, wobei Jürgen Ketschker mit Asim einen hervorragenden
Platz 3 erreichte.
Meine eigenen Leistungen blieb deutlich hinter dem zurück, was ich mir so vorgestellt hatte,
sowohl bei den Team- als auch bei den Individualläufen. Jeweils Dis in den A- und null
Fehler in den Jumping-Läufen, aber dort dann mit 'Ecken und Kanten', so daß auch die Zeiten
eigentlich miserabel waren. Immer so um Platz 24 herum, also nicht wirklich berauschend auch wenn
man berücksichtigt, daß weit über 300 Teams am Start waren.
Bei den A-Läufen holten wir uns die Dis jeweils in Verbindung mit dem Sacktunnel, mir ist
es einfach nicht gelungen Diddl dort hinein zu kriegen.
Die Ergebnisse der 'Grantigen':
|
Team |
Individual |
A-Lauf |
Jumping |
A-Lauf |
Jumping |
Finale |
Uschi, Age |
SG |
Dis |
Dis |
V |
- |
Florian, Lass |
|
Dis |
Dis |
|
SG |
Andrea, Hope |
SG |
Dis |
V0 |
Dis |
- |
Kriztina, Chilli |
SG |
Dis |
Dis |
Dis |
Dis |
Sylvia, Gill |
Dis |
Dis |
V0 |
V0 |
SG |
Diddl |
Dis |
V0 |
Dis |
V0 |
- |
Kriztina und Chilli aus dem C-Wurf machten ihren dritten Turnierstart überhaupt, und das
ausgerechnet beim European Open. Sie sind für Susanne und Liz eingesprungen. Die Beiden
haben sich hervorragend 'geschlagen', im Vergleich zu unseren 'Leistungen' wäre ohnehin
niemand auf die Idee gekommen, daß sie noch in der A1 starten.
Leider sind die Ergebnislisten, Montag, 25.07.2005 23:55, noch immer nicht auf der EO-Home
Page veröffentlicht - aber vielleicht kann das auch nur wieder eine Person in der
Schweiz - daher gibt es noch keine dieser üblichen Statistiken bezüglich Laufzeiten und
Anzahl Starter und Wertnoten, etc.
Die Ranglisten sind jetzt, 27.07.2005, auf der
EO-HP online.
Nächstes Jahr wird der European Open in Luxemburg ausgetragen. Die Verantwortlichen für
die Rahmenbedingungen dieses Wettbewerbes sind meiner Ansicht nach jetzt gefordert, die
Weichen für die Zukunft zu stellen. Als fest etabliert kann man dieses Turnier betrachten,
das zeigt der Zuspruch aus den vielen Ländern. Nun geht es meines Erachtens um die Frage
Breite oder Spitze oder Quantität vs. Qualität. Daß Breite, bzw. Quantität der Weg in eine
Sackgasse ist, hat Dielsdorf deutlich gemacht.
Weiterere Berichte sind bei
Agility Medium und Small
und
Power Dogs
zu finden und zum Abschluß noch die Rassestatistik:
Rasse |
Anz. |
Rasse |
Anz. |
Rasse |
Anz. |
Border Collie | 213 | Zwergpinscher | 3 | Rottweiler | 1 |
Sheltie | 90 | Lagotto Romagnolo | 2 | Kleiner Münsterländer | 1 |
Mix | 67 | Flatcoated Retriever | 2 | PON | 1 |
Tervueren | 25 | Bearded Collie | 2 | Miniature Bullterrier | 1 |
Jack Russel Terrier | 24 | Briard | 2 | Am. Staffordshire Terrier | 1 |
Australian Shepherd | 23 | Golden Retriever | 2 | Deutscher Jagd Terrier | 1 |
Malinois | 20 | Working Sheepdog | 2 | Manchester terrier | 1 |
Berger des Pyrenees | 16 | Staffordshire Bull Terrier | 2 | Nova Scottia | 1 |
Border Terrier | 15 | Mudi | 2 | Kleinpudel | 1 |
Groenendael | 13 | Cocker Spaniel | 2 | Pireney | 1 |
Zwergpudel | 9 | Pumi | 2 | Basenji | 1 |
Kelpie | 7 | Papillon | 2 | Kooikerhondje | 1 |
DSH | 6 | Volpino Italiano | 2 | Apbt | 1 |
Pudel | 6 | Boston Terrier | 2 | Tibet Terrier | 1 |
Holländischer Schäferhund | 5 | West Highland Terrier | 2 | Islandhund | 1 |
Cavalier King Charles | 5 | Caniche | 2 | Epagneul Breton | 1 |
Croatian Sheepdog | 4 | Spitz | 2 | Kromfohrländer | 1 |
Schipperke | 4 | Dobermann | 1 | English Springer Spaniel | 1 |
Australian Cattle Dog | 3 | Collie | 1 | Pinscher | 1 |
Metticio | 3 | Schnauzer | 1 | Little Lion Dog | 1 |
Labrador Retriever | 3 | Berger de Beauce | 1 | Caniche Nain | 1 |
Schapendoes | 3 | West Siberian Husky | 1 | Mittelspitz | 1 |
Zwergschnauzer | 3 | Gos d'Atura Català | 2 | Bichon Frisé | 1 |
Pyrenean Sheepdog | 3 | Irish Setter | 1 | Kleinspitz | 1 |
Foxterrier | 3 | Schwarzer Altdeutscher | 1 | Petit Brabancon | 1 |
Westfalen Terrier | 3 | Braque Francais | 1 | American Dachshund | 1 |
Yorkshire Terrier | 3 | Bernese Mountain Dog | 1 | Malteser | 1 |
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