Viel gehört hatte ich ja schon von den jährlichen Agility-Großveranstaltungen Jutlanda- und
Dania-Cup in Dänemark. Eine Woche Agility, drei Läufe pro Tag, von Sonntag bis Samstag mit
einem Tag Pause am Mittwoch, tolle Atmosphäre, super Parcours und ungezwungener, aber gut
organisierter Ablauf.
So oder so ähnlich hörten sich alle Berichte von dänen
an, die bislang
schon einmal dabei gewesen sind. Die Beschreibungen waren also derart verlockend, daß ich
dieses Jahr trotz ca. 1000 km Anfahrt nicht mehr wiederstehen konnte. Da es offensichtlich
nicht nur mir so ging, war für gute Beteiligung von Deutscher Seite gesorgt, und das nicht
nur aus dem Norden, sondern auch aus dem tiefsten Süden und aus dem Saarland waren Teams
angereist.
Die Anreise:
Am Donnerstag, 07.07., ging's los. Die 'Gruppe Süd', als da waren Uschi Cerny, Yvonne und
Bubu Stubbe und ich, traf sich um 16:00 h am vereinbarten Sammelpunkt an der A7. Gemeinsam
ging es dann weiter bis zum ersten Nachtlager an der AS 69 Northeim-Nord. Sehr zu empfehlen,
und das nicht nur für einen Zwischenstop, denn es gibt einen großen Parkplatz, problemlos für
WoMo/WoWa, ein Restaurant und das alles direkt an einem See. Von dort aus sind es ca. 380 km
bis zur Fähre in Puttgarden und dann noch einmal 180 km bis zum Sport-Center Borrevejle, dem Ort des
Geschehens für den Dania-Cup 2005.
Am anderen Morgen, nach einem guten Frühstück Dank Aral bei dem an der Ausfahrt liegenden
Autohof - auch hier auf Schleichwerbung achten - ging es in aller Ruhe weiter. Störungsfreie
Fahrt bis Puttgarden, ruhige Überfahrt nach Dänemark, ca. 40 min., und auf Dänischem Boden
die restlichen Kilometer bei herrlichstem Wetter abgespult. Dank Navi-Gerät und bester
Wegbeschreibung seitens der Dania-Cup-Organisatoren war das Sport-Center nicht zu verfehlen.
Das Sport-Center:
Das Sport-Center ist ein großes Areal direkt an einer Förde der Ostsee. Mehrere Sportplätze,
eine Sporthalle, Hotelanlage, Wirtschaftgebäude und ein großes Camping-Gelände. Das Areal mit
den Agi-Geräten, in der Bildmitte rechts, war der Aufwärmplatz. Der Platz mit Ring 1 und 2
war gleich auf der linken Seite, hinter dem Haus den Hang hoch.
Das Camping-Gelände selbst war generalstabsmäßig vorbereitet. Eine riesige, ca. 6 bis 8 ha große Wiese
(für die Nichtlandwirte und Nichtschafshalter unter uns: ein Hektar ist die Fläche 100 m x 100 m)
war mit Kreidemarkierungen in Straßen und numerierte Quadrate der Größe etwa 7 m x 7 m eingeteilt.
Jeder, der einen Platz gebucht hatte wurde zu 'seinem' Platz geführt. Für jeden Platz war ein
eigener Stromanschluß vorhanden. Sogar die Steckdosen der Anschlüsse waren mit der gleichen Nummer
gekennzeichnet wie der jeweilige Platz selber. So langsam füllt sich der Platz ...
Die Wettbewerber:
457 Teams, davon 257 Large, 112 Medium und 88 Small aus 9 Nationen hatten gemeldet.
Es waren vertreten Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, England, Holland, Schweiz,
Österreich und Deutschland. Unter den Startern eine Vielzahl von Teams die bei der WM
in Spanien wieder zu sehen sein werden, aber auch welche, die wir schon bei vergangenen
WM's haben bewundern können. Also nicht nur das man härtester Konkurrenz ausgesetzt war,
es gab auch viel zu sehen. Auch darin liegt ja der Reiz einer solchen Veranstaltung.
Die Organisation:
Wie schon die Vorbereitungen auf dem Camping-Areal haben vermuten lassen, war die
Ablauf-Organisation vorbildlich. Für jeden Tag gab es einen exakten Zeitplan aus dem für
jeden Starter klar hervor ging, in welchem der 3 Ringe er wann Parcours-Aufbau,
Parcours-Begehung und Start hat. Ebenso wie welcher Richter wann wo was richten wird.
Aus dem Katalog konnte man sich anhand seiner Katalog-Nummer, die blieb immer die Gleiche,
die jeweilige Startnummer und alle Zeiten heraus ziehen und hatte somit einen exakten
Plan für die gesamte Woche. Mein 'Stundenplan':
Tag |
Zeit |
Ring |
Start-Nr. |
Was |
So | 0800 / 0810 | 3 | 3 | A3 |
1420 / 1430 | 1 | 195 | A-Open |
1630 / 1640 | 3 | 95 | Jumping |
Mo | 0800 / 0810 | 2 | 20 | Jumping |
1155 / 1205 | 3 | 104 | Jp-Open |
1540 / 1630 | 2 | 62 | A3 |
Di | 0920 / 0930 | 1 | 78 | A3 |
1220 / 1300 | 2 | 139 | A-Open |
1520 / 1605 | 1 | 33 | Jumping |
Do | 0910 / 0920 | 3 | 94 | Jumping |
1340 / 1350 | 1 | 158 | Jp-Open |
1540 / 1550 | 3 | 56 | A3 |
Fr | 0800 / 0850 | 2 | 31 | A3 |
1335 / 1345 | 3 | 173 | A-Open |
1555 / 1605 | 2 | 38 | Jumping |
Sa | 0800 / 0810 | 1 | 28 | Jumping |
1020 / 1030 | 3 | 59 | A-Extra |
1330 / 1345 | 2 | 505 | Finale |
1615 / 1625 | 2 | 60 | A3 |
Die Richter und Parcours:
Richter aus Norwegen, Schweden, Finnland, Deutschland, Österreich und natürlich auch Dänemark.
Jeden Tag andere Richter, andere Parcours, andere Linienführung. Eines hatten sie aber alle
gemeinsam, sie waren kreativ und stets anspruchsvoll. Diese anspruchsvollen Parcours in Verbindung mit
der quantitativ und qualitativ außerordentlich starken Konkurrenz sorgte für spannende
Wettbewerbe und ausreichend Nervosität für die Starter. Es war ein echtes Erlebnis, täglich
mit neuen Herausforderungen konfrontiert zu werden.
Auf einzelne Parcours will ich der Vielzahl wegen gar nicht eingehen. In der Tabelle unten
kann durch Klick auf das Bildchen der jeweilige Parcours-Plan aufgerufen werden.
Parcours |
Tag |
A3 |
A-Open |
Jumping 3 |
Jp-Open |
Finale |
So, 10.07. |
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- |
- |
Mo, 11.07. |
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- |
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- |
Di, 12.07. |
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- |
- |
Mi, 13.07. |
Ruhetag |
Do, 14.07. |
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- |
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- |
Fr, 15.07. |
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- |
- |
Sa, 16.07. |
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- |
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Anmerkung: Die Pläne sind bei in Menü-Position 'Parcours-Pläne' nicht bei dem jeweiligen Richter,
sonder unter 'Dania-Cup 2005' eingetragen, weil bei der Vielzahl der Richter und Pläne mir der Verfasser des
jeweiligen Parcours nicht mehr in allen Fällen bekannt war.
Die Ergebnisse der 'Grantigen':
Im Gegensatz zu dem tollen Wetter und dem excellent organisierten Turnier fielen unsere
Leistungen etwas ab. Unsere soll heißen Uschi Cerny mit Age und Diddl. Licht und Schatten wechselten
sich permanent ab. Allerdings war Uschi bei ihren Nullfehlerläufen meistens ganz vorne. Ich
hatte da mehr Mühe. Bei den A-Läufen ist es immer noch die langsame A-Wand, sie wird aber
immer besser, bei den Jumpings meine 'Ausbrems-Belgier', aber auch sie werden besser. Zu erwähnen
ist, daß im A3 so ca. 90 Teams und in den Open-Läufen so ca. 190 Teams jeweils am Start waren.
Das ist unsere Tabelle:
Age / Diddl |
Tag |
A3 |
A-Open |
Jumping 3 |
Jp-Open |
Finale |
So, 10.07. |
SG10 / Dis |
Dis / V5 |
Dis / Dis |
- |
- |
Mo, 11.07. |
V5 / Dis |
- |
Dis / V5 |
V0 (P. 3) / V0 (P. 19) |
- |
Di, 12.07. |
Dis / Dis |
Dis / V0 (P. 13) |
V0 (P. 2) / SG10 |
- |
- |
Mi, 13.07. |
Ruhetag |
Do, 14.07. |
Dis / Dis |
- |
V5 / Dis |
Dis / V0 (P. 4) |
- |
Fr, 15.07. |
V5 / V0 (P. 4) |
V5 / Dis |
V0 (P. 6) / V0 (P. 4) |
- |
- |
Sa, 16.07. |
k. St. / V0 (P. 6) |
Dis / Dis |
SG10 / Dis |
- |
k. St. / V0 (P. 2) |
Alle Ergebnisse und Bilder auf der Home Page vom
Dania-Cup.
Die Ergebnisse der zwei besten A-Open- und des besten Jp-Open-Laufes wurden für die
Qualifikation der besten 40 Large-Teams für das Finale am Samstag gewertet. Bei diesem
Finale kam echte 'Endspielstimmung' auf. In allen anderen Ringen gab es keinerlei
Aktivitäten und alle kamen zum Zuschauen. In umgekehrter Reihenfolge der
Qualifikations-Rangliste wurde gestartet und der Sprecher wurde durch die Starter in
Form von Merkzetteln, auf denen man das aufschrieb, was man für wesentlich hielt,
vorbereitet. Dadurch konnten zu jedem Team noch zusätzliche Informationen über die
Lautsprecher gebracht werden.
Zeitweilig lagen wir in der Rangliste auf Platz 3, sind aber dann durch eigenes
Versagen und sehr gute Läufe anderer Teams auf den 9. Platz abgerutscht. Eine Rolle
spielt das eigentlich nicht, da das Finale für sich, ohne die Quali-Ergebnisse gewertet wird.
Allerdings macht es einen auch nicht sonderlich zuversichtlicher, wenn man merkt,
daß man nach hinten 'durchgereicht' wird. Unangefochten dagegen mit optimaler Punktzahl
lag auf Rang 1 Wolfgang Schmitt mit Garry.
Der Parcours im Finale forderte so manches Opfer. Schnelle Passagen wechselten mit
anschließend engen, technischen Sequenzen und erforderten absolutes Timing und auch
ein wenig, Glück damit alle Stangen liegen bleiben. Natürlich waren dabei auch immer
noch Verleitungen mit im Spiel. Bevor ich zum Start kam, sozusagen mit der virtuellen
Startnummer 32, gab es schon eine Vielzahl von Dis, insgesamt waren es dann 24. Als
besonders diffizil erwiesen sich die Hürde und der Weitsprung nach dem Steg, die Box
nach dem Tunnel 7 und der Weg nach dem Tunnel 14 zur A-Wand 16, wenn es Dis gab, dann
an einer dieser Stellen.
Wir schafften endlich einmal einen Lauf ohne Ecken und Kanten in 41,98 s und landeten damit auf
Platz 2, 3/100stel s hinter Jenny Damm, Schweden, mit Elvis auf Platz 1 in 41,95 s.
Auf Platz 3 Janita Leinonen, Finnland, mit Cosmo in 43,17 s. Den absolut schnellsten
Lauf hatte Wolfgang Schmitt mit Garry in 40,06 s, leider aber mit 2 Fehlern.
Die Abreise:
Nach einer tollen Woche war es dann am Sonntag - leider - wieder so weit, ab nach Hause.
Ich für meinen Teil hätte durchaus noch eine Woche so weiter machen können. Die Abreise
gestaltete sich wie die Anreise, die 'Gruppe Süd' wurde allerdings durch ein noch südlicheres
Team aus der Schweiz, Barbara Mächler mit Sira, verstärkt. Die Etappen exakt wie bei der Anfahrt,
auch mit Übernachtung bei Northeim.
Was mir auffiel:
Oberste Maxime ist offensichtlich die Sicherheit und Unverletzlichkeit des Hundes. Die
Geräte werden dieser Maxime geradezu penibel gerecht.
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Beim Reifen sind die Ketten sind dick ummantelt. Es wird nur Rundmaterial verarbeitet.
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Nicht gebrauchte Geräte, die am Rand des Parcours stehen, werden neutralisiert.
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Für die Tunnelbefestigungen werden keine Steine oder ähnliche scharfkantige Gegenstände verwendet.
-
Der Sacktunnel ist generell am Ein- und Ausgang befestigt, der Eingang ist gepolstert.
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Die Wippe ist an beiden Unterseiten dick gepolstert:
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Die Wippe wird mit Bodenankern befestigt.
-
Die A-Wand steht auf 170 cm Höhe.
-
An A-Wand und Laufsteg sind keine Vierkantleisten zu finden.
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Der Zeitnehmer für die manuelle Zeitnahme nimmt die Zeit exakt auf Höhe der Start- und Zielhürde.
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Im Ziel liegt die Leine samt Spielzeug.
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Die Frage wie der Hund zum Start hin und vom Ziel weg gebracht wird, läßt den Richter weitgehend unbeschäftigt.
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Verweigerungen: Abweichen von der Linie zum Hindernis führt sofort zur Vw.
-
Die Wippe wird sehr exakt ohne jede Toleranz gerichtet.
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In die Leistungskarten wird nur das eingetragen, was für Aufstieg, Qualis, Meisterschaften wichtig ist.
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Die Dänen führen auffällig von hinten. Ursache ist vielleicht die Maxime, den Hund auf einer
runden Linie durch den Parcours zu führen. Mir wurde von einem Fall berichtet, bei dem
im Falle von Wechseln vor dem Hund mit Trainingsausschluß gedroht wurde.
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Da die Ergebnisse in individuelle Zettel je Starter eingetragen werden, kann flexibel auf
Verschiebungen in der Startfolge reagiert werden. Der Schreiber geht mit dem Starter in den
Parcours und gibt nach dem Lauf den Zettel im Richterzelt ab.
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Bei der Siegerehrung gibt es keinen der bei uns ach so beliebten Einmärsche mit vorherigem
Sammeln und Stehen in der Sonne oder im Regen. Wenn die
Siegerehrung angesagt ist, bringt sich jeder einen Stuhl mit, holt sich noch
etwas zu trinken, setzt sich hin und harrt der Dinge die dann kommen.
Selbst auf die Gefahr hin als ewiger Meckerer angesehen zu werden, im Vergleich dazu wie
Agility bei uns derzeit 'von oben' reglementiert wird, ist dies' ein ganz dunkles Kapitel
bei uns. Darüber, ob es bei den 'normalen' Turnieren in Dänemark auch so ist, kann ich natürlich keine
Aussage machen, anzunehmen ist es jedoch stark.
Im Vergleich dazu, insbesondere was das Thema Geräte und Sicherheit betrifft, haben einige
unserer Richter starken Nachholbedarf. Was sieht man bei uns nicht alles, Betonsteine als
Tunnelbefestigung, scharfkantige Sacktunneleingänge, Geräte die unmittelbar im Zielbereich
stehen, z. B. Tunnel mit der Öffnung Richtung Zielhürde, Vierkantleisten bei der A-Wand,
Reifen an der Unterseite nur zusammengenietet, Reifen mit zu kurzen Auslegern,
Hürden- und Slalomstangen aus 'Splitter'-Plastik,
'Wander'-Wippen und -Tunneleingänge, irgendwo diagonal zu
Start- und Zielhürde im Stuhl lümmelnde Zeitnehmer, Richter, denen das An- und Ableinen wichtiger
ist als all dieses oder die richtige Fehler- und Vw-Durchsage.
Keinen Nachholbedarf haben wir natürlich in Formalien, wie Start- und Zielprozedur, div.
Unterschriften auf Meldungen und Kontrollen von Mitgliedsausweisen und Impfpässen, oder Auslasten
von Meldestellen mit dem Eintragen aller Ergebnisse auch unsinniger oder überflüssiger,
wie z. B. G, SG oder Fehler-V, auch Dis (nur BLV), oder Jumping, in solchen Dingen sind
wir ganz groß, da lassen wir und von niemand etwas vormachen. Wie ich hörte, sollen jetzt
auch alle Meldungen für Turniere an die Obleute geschickt werden, damit diese das alles
auch kontrollieren können. Ich hoffe, da hat sich jemand nur einen Spaß mit mir machen wollen.
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