Richter-Parcours


Berichte-Planung


Agility Videos


Ergebnis-Tabellen


Ausbildung - Training

6. bis 8. Mai 2005 WM-Qualifikation in Dortmund

24 Teams der Kategorie Large hatten sich bei den beiden ersten Qualifikationen in Bad Soden für Dortmund durchgekämpft. Dort fand nun im Rahmen der VDH Europasieger-Zuchtschau in den Westfalenhallen die 3., 4. und 5. und somit letzte Qualifikation statt. Der äußere Rahmen ist natürlich ideal für eine derartige Veranstaltung, also Halle, Teppichboden, viele Zuschauer und entsprechender Lärm, Nervosität für die Starter und auch Streß für die Hunde. Da neben Hans-Günter Hertrich vom DVG auch noch die beiden WM-Richter für Vallodolid Bernd Hüppe aus Österreich und Josep Boix aus Spanien eingeladen waren, kann man vielleicht sogar von annähernd WM-vergleichbaren oder zumindest von WM-ähnlichen Bedingungen sprechen.

Drei Tage waren vorgesehen, vom 6. bis 8. Mai, also Freitag, Samstag und Sonntag, jeweils ein A-Lauf und ein Jumping im Ehrenring in Halle 4, eingerahmt von dem Ausstellungsprogramm zur Unterhaltung und Information der Zuschauer, wie z. B. Rettungs- und Schutzhundvorführungen, Dogdancing, Fly-Ball, Hundeschulen, Frisbee und vieles andere mehr.

Tatsächlich war ich in der Vergangenheit bereits bei fünf WM-Qualifikationen in den Westfalenhallen dabei, 1999, 2000, 2002, 2003 und 2001 sogar nicht nur als Zuschauer sondern auch als Starter mit unserer 'Trudel-Bunny'. Bei allen diesen Qualifikations-Turnieren in den Westfalenhallen konnte ich mich dieser besonderen, gespannten Atmosphäre nie entziehen, selbst als Zuschauer hatte ich immer 'ein Kribbeln im Bauch' und dieses Jahr waren die Voraussetzungen gegeben, das Kribbeln zu gewaltiger Nervosität werden zu lassen. Immerhin ist eine ungewöhnliche Situation eingetreten, denn aus unserem A-Wurf von Hank und Liz waren gleich fünf 'Grantige' am Start in dem Wettbewerb um die Fahrkarten nach Spanien.

Die Richter und ihre Parcours

Die Parcours von Hans-Günter Hertrich sind ja, man kann eigentlich sagen fast immer, für die Hunde gefällige, aber für die Hundeführer mit Fallen versehene Parcours. So auch an diesem Wochenende. Flüssig und rund gestellt, ohne Tücken, lediglich ein Gerät im Jumping-Parcours war etwas unglücklich gestellt und zwar der Sacktunnel 8. Er stand unmittelbar am Parcours-Ende, mit dem Eingang sehr nah am Schreibertisch. Einige Hunde liefen auf der Suche nach dem Tunneleingang unter den Tisch, auch noch etwas irritiert durch die Bandenwerbung an dem Tisch und erhielten Vw.

Bernd Hüppe aus Österreich ist als Richter bei uns weitgehend unbekannt. Eingeweihte kennen ihn allerdings als einen der Hauptinitiatoren des European Open. Seine Parcours waren eine echte Bereicherung an diesem Wochenende. Sehr schnell und flüssig gestellt, aber mit gewaltigen Verleitungen, die so manchem bei der Parcours-Begehung die Schweißperlen auf die Stirn trieben. Ich kann mich an dieser Stelle nur wiederholen. Bedauerlicherweise werden bei uns in Deutschland viel zu selten derart intelligent-schwierige Parcours gestellt. Leider haben nicht alle unserer Richter die nötigen Ideen und Kreativität. Was dabei herauskommt, wenn ein offensichtlich unter Ideenmangel leidender Richter die Parcours dann 'schwer' machen will, haben wir ja am Sonntag in Bad Soden erlebt. Das gilt aber nicht nur für die Richter eines bestimmten Rassehundverbandes, auch zum DHV gehörende Richter sind da schon einigen Verirrungen erlegen, wie z. B. einen Tunnel um den Tisch zu legen oder eine Hürde unter den Laufsteg zu stellen.

Josep Boix ist natürlich bei uns völlig unbekannt. Seine Parcours waren sehr weit gestellt und vergleichsweise einfach, was Linienführung und Verleitungen betraf. Zunächst machte sich da schon ein bißchen Überraschung breit, eigentlich hatten wir etwas anderes erwartet. In der Parcours-Besprechung beim Jumping begründete Josep Boix, warum er gerade diese Art von Parcours gewählt hat. Er sei der Ansicht, daß alle die jetzt hier im Finale seien, schwierige Parcours meistern könnten und daß es ihm jetzt darauf ankäme, für eine Weltmeisterschaft die schnellen Teams zu selektieren. Die schwierigeren, technischen Parcours hätten wir ja an den Tagen vorher gehabt.

Freitag, 6. Mai

Hans-Günter Hertrich, DVG

A-Lauf

Jumping

Samstag, 7. Mai

Bernd Hüppe, Österreich

A-Lauf

Jumping

Sonntag, 8. Mai

Josep Boix, Spanien

A-Lauf

Jumping


Die Starter

Wie eingangs erwähnt, fünf Hunde von den sechs aus dem A-Wurf waren dabei, leider haben wir Günter mit Moss bereits in Bad Soden 'verloren', da waren's nur noch fünf:
  • Florian Cerny mit 'Lass' - A German Lass Granting Pleasure,
  • Uschi Cerny mit 'Age' - Agent Black Granting Pleasure,
  • Andrea Deeg mit 'Hope' - Ann Hope Granting Pleasure,
  • Sylvia Vaanholt mit 'Gill' - Amazing Gill Granting Pleasure und
  • ich mit 'Diddl' - A Little Hank Granting Pleasure.
Viele interessante Spitzenteams waren am Start. Alleine für das Zuschauen hätte sich die Fahrt nach Dortmund schon gelohnt. Die unterschiedlichen Führweisen und die Perfektion oder auch das Risiko in den Läufen zu beobachten ist schon atemberaubend. Hinzu kommt die fast hörbare knisternde Spannung, die sich von Tag zu Tag steigerte und am Sonntag beim Finallauf einen wirklichen Höhepunkt erreichte.

Die Wettbewerbe

Sicherlich wäre ein neutraler Beobachter geeigneter über die Wettbewerbe zu berichten, als jemand der selber teilgenommen hat. Unabhängig davon wurde aber eines deutlich. Die Reglementsänderungen bezüglich auch Bewertung der Einzelergebnisse von A-Lauf und Jumping und der Festlegung der Standardzeit auf Basis der Zeit des schnellsten Nullfehlerlaufs + 7,5 % zeigten deutlich die, wie ich hoffe, auch in dieser Richtung erwünschte Wirkung, nämlich Sicherheitsläufe die nur auf Durchkommen mit Blick auf die Kombi-Wertung gerichtet sind, zu vermeiden. Jedes Team mußte sich sputen und auch ggf. hohe Risiken eingehen, denn es war bis zum Schluß der jeweiligen Läufe immer völlig offen, wer denn nun den schnellsten Nullfehlerlauf macht. Das trug wesentlich zur Spannung, aber auch zur weiteren Nervosität der Starter bei, wie man bei einigen Läufen deutlich beobachten konnte.

Diese Spannung spiegelte sich in der täglichen Änderungen der ersten sechs in der Rangliste wieder:

Freitag nach A-Lauf und Jumping:
Rang  HF, Hund Punkte
1 Florian, Lass 10
2 Andrea, Hope 20
3 Boogk, Silas, Back 23
4 Boemers, Stephanie, Lizzy 31
5 La Motte, Marc, Gade 32
6 Beitl, Alexander, Chagall 35

Samstag nach A-Lauf und Jumping:
Rang  HF, Hund Punkte
1 Germann, Lisa, Biene 47
1 Andrea, Hope 47
3 Ketschker, Jürgen, Asim 60
4 Boemers, Stephanie, Lizzy 63
5 Florian, Lass 64
6 La Motte, Marc, Gade 69

Diddl und ich landeten nach zum Teil nur mäßigen Leistungen meinerseits auf Platz 12. Ein ebenso blödes wie unnötiges Dis, insgesamt 2 Vw, eine Stange, eine Hundberührung und nur zwei Läufe ohne Parcoursfehler oder Vw verhinderten eine bessere Platzierung. Ausgerechnet in meinem vom Timing und Führen her besten Lauf passierte dieses Dis. In allen anderen hatte ich Probleme die Position zu Diddl betreffend. Mal war ich zu schnell, dann wieder zu langsam, selten stimmte es zwischen Diddl und mir. Natürlich lag das Hauptproblem bei dem für mich und Diddl völlig ungewohnten Teppichuntergrund, bei jedem Bogen hörte ich wie seine Krallen Haftung suchend über den Teppich kratzen. Andere Teams sind aber damit wesentlich besser zurecht gekommen. Die besten Platzierungen von uns waren jeweils ein Platz 6 im Jumping am Samstag und A-Lauf am Sonntag. Na ja, und da waren's nur dann nur noch vier:

Sonntag nach A-Lauf und Jumping:
Rang  HF, Hund Punkte
1 Müller-Schnick, Philipp, Finn82
2 Andrea, Hope 88
3 Germann, Lisa, Biene 89
4 Florian, Lass 112
5 Sylvia, Gill113
6 Uschi, Age118

Damit ist etwas eingetreten, was man vielleicht träumen aber eigentlich nicht wirklich erwarten darf. Vier 'Grantige' aus unserem A-Wurf werden in Valladolid dabei sein, eigentlich eine kleine Sensation und sicherlich nicht so schnell zu wiederholen.

Ausgesprochene Pechvögel gab es natürlich auch. Ich meine, Jürgen Ketschker steht da unangefochten auf Platz 1. Am Samstag noch aussichtsreich auf Platz 3 in der Gesamtwertung, unterlief ihm am Sonntag im A-Lauf ein Dis beim falschen Tunneleingang 16 nach Hürde 5c. Aber auch ein guter Jumping mit Platz 5 am Nachmittag konnte dieses Team nicht wieder nach vorne bringen, da es wegen der wenigen Dis in diesem A-Lauf volle 25 Punkte gab. Ich hatte z. B. bei meinem Dis dagegen 'nur' 20 Punkte kassiert.

Bei Alex Beitl mit Chagall bewirkte ein Dis im A-Lauf am Samstag den Absturz auf Platz 9 mit 119 Punkten. Ohne dieses Dis wären sie mit Sicherheit wieder dabei gewesen.

Als nächstes sehe ich Stephanie Boemers mit Lizzy. Freitag und Samstag mit ihrem Hoverwart noch mitten in der Border-Meute unter den ersten sechs plaziert und am Sonntag mit einem A-Lauf ohne Pf oder Vw landete das Team im letzten Jumping mit einem Pf auf Platz 20 und erhielt 24 Punkte. Damit insgesamt 119 Punkte und Platz 10. Ohne diesen Fehler wäre das Platz 9 im Jumping, ein deutlich besserer Platz in der Kombiwertung und die sichere Fahrkarte nach Valladolid gewesen.

Nach tollem ersten Tag unterlief Silas Boogk am Samstag im A-Lauf ein Dis. Durch einen guten Jumping mit einem 7. Platz konnte er den Absturz doch noch etwas abfedern und fiel in der Gesamtwertung 'nur' auf Platz 7 zurück. Aber mit jeweils einen Pf in A-Lauf und Jumping am Sonntag waren alle Chancen dahin und sie belegten schließlich Platz 11 in der Gesamtwertung.

Natürlich wird es wohl jeder als selbstverständlich ansehen wenn ich sage, daß wir dieses Jahr wieder eine tolle Large-Mannschaft haben - Border-Power pur! Ich meine das aber auch unabhängig von den vier 'Grantigen', bzw. den Hunden. Wir haben in dieser Mannschaft eine Mischung aus Routine - mit Sylvia, es ist, wenn ich richtig gerechnet habe ihre 6. WM, mit Gill die 2., und Philipp mit seiner 3. WM - und den 'Jungen Wilden' namens Lisa und Florian, ergänzt durch in dieser Qualifikation an Zuverlässigkeit nicht zu übertreffenden Andrea und Uschi, die sich am Finaltag durch tolle Läufe mit zwei Platzierungen noch weit nach vorne gebracht hat.

Daraus bereits jetzt schon bestimmte Ergebnisse abzuleiten wäre sträflich, denn wie schmal der Grat beim Agility zwischen Sieg und Niederlage ist, haben wir an diesen drei Tagen mehr als einmal gesehen.

Die Organisation

Bei der geringen Starterzahl von insgesamt 42 Teams und der Infrastruktur der Westfalenhallen sind die Anforderungen an die Organisation sicherlich als gering anzusehen, zumal der Takt auch noch durch das feststehende Gesamtprogramm vorgegeben wird. Auch was die Auswertung betrifft, kann man sich mit 42 Starter kaum übernehmen. Um so verwunderlicher war es für mich, daß diese anscheinend überhaupt nicht klappte. Bis die Ranglisten ausgehängt wurden verging immer eine kleine Ewigkeit. Die Starterlisten für die jeweiligen Folgewettbewerbe waren zum Teil fehlerhaft und mußten korrigiert werden.

Weiterhin ist mir völlig unverständlich, daß zur Anzeige der Laufzeit ein Display aufgestellt wird, das aber nicht mit der elektronischen Zeitnahme gekoppelt ist, sondern dessen Stoppuhr per Hand betätigt wird. Die auf diesem Display angezeigten Zeiten stimmten daher generell nicht mit denen der eigentlichen elektronischen Zeitnahme überein. Angesagt wurden die echten Zeiten daher wohl auch nicht. Das ist höchst ärgerlich gerade in einem Wettbewerb wo es wirklich um jedes Zehntel geht, zumal es immer noch sehr lange dauerte, bis die Ranglisten endlich hingen.

Und noch ein weiterer Punkt. A-Wand und Laufsteg entsprachen nicht dem aktuellen Reglement, denn es waren noch die schon seit Jahren schon nicht mehr zulässigen Vierkantleisten montiert.

Ich will diese Dinge nun nicht überbewerten, da für den Reiz und die Atmosphäre dieser drei Tage andere Kriterien verantwortlich sind als gerade die Organisation, aber das Niveau eines normalen 'Feld-, Wald- und Wiesen-Turniers' sollte auch bei einem WM-Qualifikations-Finale schon erreichbar sein.

Ein Fazit

Es war eine prickelnde Veranstaltung bei der absolut hochkarätiger Agility-Sport geboten wurde. An Spannung und leider auch an Dramatik waren diese Wettbewerbe kaum zu übertreffen. Die Reglementsänderungen haben sich aus meiner Sicht positiv ausgewirkt. Überlegen sollte sich die Agility-Kommission allerdings noch, wie die Zufälligkeit der Punktevergabe bei Dis in Abhängigkeit der Anzahl von Startern und Dis neutralisiert werden kann.

Die eingeladenen Richter haben mit den spezifischen Auffassungen über den Charakter ihrer Parcours wesentlich zu diesem hervorragenden Turnier beigetragen und wir haben ein WM-Team, das sicherlich jetzt so manchen schwankend macht, ob er sich doch nicht auch auf den langen Weg nach Spanien machen soll.

Gratulation und viel Glück und Erfolg in Spanien für alle WM-Teams!