Natürlich fragt man sich, was treibt jemand so um, daß er 690 km weit zu einem Agilityturnier
fährt. Letztes Jahr war ich bei dem Zweitages-Turnier beim PGHV Kiel, insofern war nun das
Zweitages-Turnier beim HSV Groß Grönau sogar noch etwas näher.
Der Platz liegt am südlichen Ende von Lübeck, unmittelbar am Regionalflughafen Blankensee.
Ohne Übertreibung kann man diesen Platz als den 'Mercedes unter den Hundeplätzen' und
zwar S-Klasse, bezeichnen. Sehr groß und weitläufig, viele einzelne Plätze die alle durch
Holzzäune von einander getrennt sind, schmiedeeiserne Parkbänke und Leuchter an den Wegen
die die Plätze verbinden, ebener Boden mit gutem Bewuchs, Parkmöglichkeiten für PKW und
WoWa/WoMo (mit Strom) innerhalb des Geländes, auch für 160 Starter wie an diesem Wochenende
und einen Auslaufplatz unmittelbar am Ende des eigentlichen Platzes. Sicherlich habe ich
jetzt bei der Aufzählung einiges vergessen, wie z. B. den 'großen Agility-Turnier-Set' vom
HSV bestehend aus mehreren stabilen, sehr großen Zelten für Zuschauer, Bewirtung und
Richter/Schreiber - das Zelt nur für die Zuschauer reichte fast über die gesamte Breite am
Fußende des Parcours. Natürlich ist eine top Lautsprecher- und Musikanlage vorhanden und
eine elektronische Zeitnahme, bei der die Werte online direkt in die Auswerte-Software
einfließen.
Da ich eine absolute Vorliebe für Zweitagesturniere habe und gerne auch außerhalb unserer
Landesgrenzen starte, war es nur folgerichtig dorthin zu fahren. Auch war Diddl nicht der
einzige 'Grantige', natürlich ist Gill gestartet, aber nicht mit Sylvia, sie war Prüfungsleiter,
sondern mit Philipp Müller-Schnick. Carsten Zimmat mit Blizz alias Bet aus dem B-Wurf machte
am Samstag seinen ersten A2-Start.
Als Richter waren eingeladen Stefanie Kühl und Jörn Kahlmann. Ihre Parcours waren, sowohl
beim Jumping wie auch bei den A-Läufen, so konzipiert, daß nur wenig umgebaut werden mußte,
im Grunde wurden ein paar Hürden gedreht und die Wege geändert. Das sparte sehr viel Zeit,
wie auch, daß die Siegerehrungen unmittelbar nach Abschluß der Läufe der jeweiligen
Leistungsklasse durchgeführt wurden - sehr zur Nachahmung empfohlen. Dabei hat natürlich
auch die extrem schnelle Ergebnisauswertung eine Rolle gespielt. Ich hatte auch nicht den
Eindruck, daß der Siegerehrung dadurch etwas von ihrer 'Feierlichkeit' genommen wurde.
Ganz im Gegenteil! Alle Starter waren ja noch um den Parcours versammelt, warteten auf
die nächsten Läufe und niemand war mit Abbau oder Einpacken beschäftigt oder befand sich
gedanklich schon auf dem Heimweg.
Samstag:
Da die Meldestelle bereits am Freitag Abend geöffnet war, konnte man den Tag in aller Ruhe
angehen. Das Wetter war noch bedeckt, aber der Wetterbericht versprach Besserung und Temperaturen
jenseits der 20 Grad. Begonnen wurde mit den Jumping-Läufen, getrennt nach Leistungsklassen.
40 gemeldete Starter in Large A1, 23 Starter in A2 und 43 Starter in der A3. Natürlich war ich sehr auf Blizz
gespannt, sah ich sie doch zum ersten Mal überhaupt bei einem Wettbewerb. Carsten und Blizz
machten es kurz und knapp, absolute Bestzeit und null Fehler, ein wirklich sehenswerter Lauf.
Der
Jumping 3-Parcours,
von Jörn Kahlmann war flüssig und schnell gestellt und enthielt eine tückische Sequenz, nämlich den Weg von
Hürde 8 über die 9 von außen, in den Slalom 11. Die Hürde 10 war 'arglistig' so gestellt,
daß wenn man den Hund links führt, ihm exakt den Weg zum Sacktunnel zeigt. Führt man ich
ihn rechts und zieht ihn nach außen, verliert man dagegen sehr viel Zeit. An dieser Stelle
schieden sich die Geister. Ich entschied mich für die risikoreichere, aber schnellere Variante.
Diddl links zu führen, rechtzeitig von Hürde 9 zu lösen und vor dem Hund bei der Hürde 10 zu
sein. Die übrigen Sequenzen, davor und danach, nicht einfach, aber aus meiner Sicht ohne
größere Risiken machbar.
Diddl ist toll gelaufen, leider war ich an Hürde 9 etwas zu nachlässig und die Stange fiel.
(43 Starter, 11 V0, 9 V, 5 SG, 2 G, 16 Dis).
Die 10 schnellsten Zeiten:
HF, Hund |
Zeit s |
Pf |
Vw |
Rang |
Gill | 25,75 | 0 | 0 | 1 |
Claudia Elsner, Joey | 27,01 | 2 | 0 | 21 |
Sandra Lima da Silva, Bazooka | 27,14 | 1 | 0 | 13 |
Diddl | 27,32 | 1 | 0 | 14 |
Claudia Elsner, Eric | 28,22 | 0 | 0 | 2 |
Matthias Penkalla, Joker | 29,20 | 1 | 0 | 15 |
Rosario Buggea, Lucky | 29,45 | 0 | 0 | 3 |
Ingeborg Rieschick, Amity | 29,55 | 2 | 0 | 22 |
Gisela Fröhlich, Debby | 30,30 | 0 | 0 | 4 |
Laura Bäppler, Kioma | 31,10 | 1 | 0 | 16 |
Nach dem Jumping die A-Läufe. Carsten und Blizz liefen ihren zweiten 'Nuller' an diesem Tag,
wieder mit absoluter Bestzeit. Herzliche Gratulation zu dieser Klasseleistung.
Auch der
A3-Parcours
wirkte sehr flüssig. Kritisch war die sehr schräg zu springende Hürde 5. Was macht man da?
Am Steg durchlaufen, vor der Hürde wechseln und den Hund rechts geführt in den Tunnel schicken oder
einfach links führen und mit 'Weg-Kommando' ab in den Tunnel? Für mich kam nur die zweite
Möglichkeit in Betracht. Besondere Konzentration verlangte die Sequenz Hürde 12 - 13 zur Wippe
14, zu sehr stand die Verleitung A-Wand im Weg als daß es mit einem einfachen 'Auf-Kommando' getan wäre.
Für die Schlußsequenz mußte man sich nur rechtzeitig am Slalom lösen, um mit Wechsel vor Hürde 17
rechts geführt ins Ziel zu kommen, oder zwischen Hürde 17 und 18 hinter dem Hund wechseln.
Dann droht natürlich Gefahr durch die Verleitung in Form der Hürde 12.
Auch in diesem Lauf markierte Philipp Müller-Schnick wieder Bestzeit mit Gill, aber
leider mit einem Stangenfehler. Gewonnen hat er trotzdem, dieses Mal mit Finn.
Diddl und ich landeten mit einem für meine Verhältnisse recht ordentlichen Lauf auf dem zweiten Platz und
Tatjana Grabe mit Lara auf Platz 3. Für die Chronisten unter uns, Tatjana wurde mit Lara
2002 Deutscher Meister in Gengenbach. (42 Starter, 12 V0, 4 V, 7 SG, 1 G, 18 Dis).
Die 10 schnellsten Zeiten:
HF, Hund |
Zeit s |
Pf |
Vw |
Rang |
Gill | 29,16 | 1 | 0 | 14 |
Philipp Müller-Schnick, Finn | 29,34 | 0 | 0 | 1 |
Diddl | 34,24 | 0 | 0 | 2 |
Rosario Buggea, Lucky | 34,41 | 1 | 0 | 15 |
Tatjana Grabe, Lara | 35,10 | 0 | 0 | 3 |
Marc La Motte Gade Gad | 35,53 | 0 | 0 | 4 |
Ekkehard Schwarzkopf, Ben | 36,10 | 0 | 1 | 16 |
Andrea Schaller, Kira | 36,78 | 0 | 0 | 5 |
Matthias Penkalla, Joker | 37,33 | 2 | 0 | 18 |
Bärbel Reimann, Xena | 37,79 | 0 | 0 | 6 |
Zum Abschluß der Wettbewerbe noch ein dritter Lauf, ein A-Open, bevor zum gemütlichen Teil
übergegangen wurde, Grillen, Schnacken - so nennt man wohl die verbale Kommunikation im Norden -
und was man sonst noch so macht,
wenn man in netter Runde zusammen sitzt.
Sonntag:
Begonnen wurde wiederum mit dem Jumping nach Leistungsklassen. Ein interessanter
Jumping 3-Parcours,
sehr rund gestellt mit aus meiner Sicht eigentlich nur einer etwas schwierigen Stelle,
der lange Weg von Hürde 13 in den Tunnel 16. Um den falschen Tunneleingang 6 abzusichern muß man sich
rechtzeitig und schnell in Bewegung setzten, aber dabei Hürde 13 trotzdem noch kontrollieren.
Für die Sequenz Hürde 7 - 8 und Slalom 9 hatte ich eine einfache Lösung vor. Links geführt,
'Außen-Kommando', etwas rückwärts bewegen und Diddl weiter links geführt in den Slalom
schicken. Allerdings wäre ein 'Ketschker' an dieser Stelle durchaus auch sinnvoll. Für diesen habe
ich mich dann entschieden, hat auch gut geklappt, nur habe ich dabei derart auf Diddl geachtet
- der Tunnel 6 ist doch schon eine starke Verleitung - daß ich nach rechts abgedriftet
bin und Diddl dadurch einen riesigen Bogen zum Slalom machte. Er kam weit über die gedachte Linie
hinaus und hat quasi von oben eingefädelt - Vw. Schade, denn ich hatte mir eigentlich schon
vorgenommen, auch im Hinblick auf Dortmund, den Lauf gut durchzuziehen. Aber wer hat das nicht vor?
Die Welle war dann zwar kein Problem, aber für die Rennstrecke hat mir jetzt der nötige Biß
gefehlt, ich bin nicht schnell genug nach vorne gekommen und Diddl hat im Tunneleingang 6
eingelocht - Dis. (32 Starter, 6 V0, 7 V, 7 SG, 12 Dis).
Die 10 schnellsten Zeiten:
HF, Hund |
Zeit s |
Pf |
Vw |
Rang |
Gill | 25,62 | 2 | 0 | 18 |
Sandra Lima da Silva, Bazooka | 26,52 | 0 | 0 | 1 |
Philipp Müller-Schnick, Finn | 26,78 | 1 | 0 | 9 |
Suzanne Poehling, Glen | 28,29 | 1 | 0 | 10 |
Nils Riechert, Nando | 28,60 | 0 | 0 | 2 |
Ingeborg Rieschick, Amity | 28,99 | 2 | 0 | 19 |
Cindy Knisatschek, Fillis | 29,27 | 0 | 0 | 3 |
Stephan Christiansen, Joy | 31,48 | 0 | 0 | 4 |
Angelika Siebert, Unique | 33,35 | 0 | 0 | 5 |
Silke Feddersen, Ronja | 33,37 | 0 | 0 | 6 |
Auch an diesem Tag waren die Parcours auf geringst mögliche Umbauten optimiert. Das warf bei den
A3-Startern bei Betrachtung des A1- und A2-Parcours die Frage auf, wie denn da eigentlich
die Schwierigkeiten noch gesteigert werden sollen. Insbesondere der A1-Parcours war weit von dem
entfernt, was ein Anfänger-Team in der A1 an Können und Routine mitbringt. Tatsächlich war
dann der A1-Wettbewerb eine Dis-Serie ohne Ende.
Der
A3-Parcours,
erschien mir dann gegenüber dem A1- und A2-Parcours deutlich entschärft, d. h. er war erkennbar
leichter als der A1 oder A2. Auch Extrem-Ausbremsstellen für die Hunde, z. B. über Hürde 16 und
dann nach links in den Tunnel unter der Wand, waren behoben. So bis vielleicht auf den Anfang
und die Sequenz Tunnel 5 - Tunnel 6 gab es eigentlich kaum Schwierigkeiten. Problematisch
bei sehr schnellen Hunden war allerdings die aus 5 Hürden in Folge bestehende Schlußsequenz,
die von der Wippe in einem leichten Bogen ins Ziel führte. Meiner bescheidenen Meinung
nach ist es das Wesen von Agility auch nicht, über eine Strecke von nahezu 40 m in fast gerader
Linie über 5 Hindernisse zu laufen, dafür gibt es andere Hundesportarten.
Ist man da nicht selber wirklich schnell genug, gibt es spätestens vor Hürde 18 oder 19 Dreher
und damit Vw. So erging es anderen, von
denen es man eigentlich nicht erwartet hätte und natürlich auch mir. Wir hatten schon den
Wandabgang als Fehler bekommen und Diddl ist dann auch noch seitlich von der Wippe 'abgehauen',
als ich die Zone eigentlich kontrollieren wollte, weg war er. Blöderweise habe ich mich nun
noch dazu verleiten lassen, ihm auch noch hinterher zu rennen. Das Ergebnis war dann ein SG
zum Vergessen. (32 Starter, 5 V0, 10 V, 8 SG, 9 Dis).
Die 10 schnellsten Zeiten:
HF, Hund |
Zeit s |
Pf |
Vw |
Rang |
Ekkehard Schwarzkopf, Ben | 32,16 | 1 | 0 | 6 |
Sandra Lima da Silva, Bazooka | 32,18 | 3 | 0 | 19 |
Marc La Motte, Gade | 33,79 | 3 | 0 | 20 |
Nils Riechert, Nando | 34,98 | 1 | 0 | 7 |
Philipp Müller-Schnick, Finn | 35,35 | 1 | 2 | 21 |
Erwin Hirschner, Fly | 36,30 | 0 | 0 | 1 |
Diddl | 36,34 | 2 | 1 | 22 |
Susann Ebner, Alina | 36,99 | 1 | 0 | 8 |
Verena Albert, Winny | 37,12 | 0 | 0 | 2 |
Suzanne Poehling, Glen | 37,41 | 0 | 0 | 3 |
Angesichts der noch zu fahrenden 690 km habe ich dann den A-Openlauf abgemeldet und mich
auf den Heimweg gemacht. Es war ein super Agility-Wochenende, bei dem, was seitens des HSV
getan werden konnte, wie Organisation, zügiger Ablauf, klare, informative und unterhaltsame Ansagen,
reichhaltige Auswahl von Speisen zu sehr günstigen Preisen, alles gestimmt hat. Nicht zu
vergessen aber auch die Parcours, die trotz der kleinen Einschränkung der A-Parcours vom Sonntag,
auf der sportlichen Ebene ihren Teil zu diesem rundum gelungenen Wettbewerb beigetragen haben.
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