So ein paar Gedanken ...
Die Agilitysaison 2003 hat uns wieder hervorragenden Sport, aber auch einige Merkwürdigkeiten
beschert. Die Leistungen der Teams gewinnen immer mehr an Qualität. Das Tempo steigt und die
Kontaktzonen werden immer schneller und sicherer. Die Generation der 'Zweithunde'-Führer
hat in das Geschehen eingegriffen. Es gab eine Reihe von phantastischen Turnieren mit
erstklassiger Besetzung und optimalen Rahmenbedingungen. Nicht nur die Hundeführer, auch die
Vereine haben dazugelernt. Neue Richter sind gekommen und haben ihre Sache
großartig gemacht. Auch nahezu alle Parcours die ich in diesem Jahr bei den Turnieren
gelaufen bin und das waren nicht wenige, waren fair für die Hunde gestellt und zum Teil
knifflig für die Hundeführer. So halte ich das für richtig. Der Hundeführer muß gefordert
werden, nicht aber der Hund zur Akrobatik.
Auch über die Wetterbedingungen gab es in diesem Jahr nichts zu meckern,
sie waren einzigartig, kaum Regenturniere.
Als sehr positiv empfunden habe ich das Anziehen der Standardzeiten von manchen Richtern
für die Leistungsklasse A3. Natürlich gab das heftige Kritik und wird es auch weiter geben. Nur muß
man sehen, von welcher Seite diese kommt und mit welchen Argumenten sie begründet wird.
Da dies in den Foren bereits ausführlich diskutiert wurde, kann ich hier auf eine
tiefer gehende Erörterung verzichten. Nur so viel : Agility ist für viele anscheinend nur dann Fun,
wenn sie auf dem Treppchen stehen.
Während sich die Sportler, Vereine und Richter erkennbar weiter entwickelt haben, treten
die Verbandsverantwortlichen nach meiner Meinung auf der Stelle und fallen eigentlich nur
durch Plan- und Ziellosigkeit auf. Positive Signale waren fast nicht auszumachen.
Zu nennen ist dabei in erster Linie die mir völlig unverständliche Regelung, A0-Starter und Senioren kein
Jumping laufen zu lassen. Hierfür gibt es aus meiner Sicht überhaupt keine sachliche Begründung. Da einige
Verbände diese Regelung im Sinne der Sportler ignorierten, haben die Verantwortlichen jetzt
'nachgebessert'. Der Jumping ist ab 2004 nur noch für die Klassen A1, A2 und A3 zulässig
und muß eingetragen werden. Das verstehe wer will, ich nicht. Der Jumping zählt für keinen Aufstieg,
der Eintrag hat nur Erinnerungswert und den Sportlern in den unteren Leistungsklassen
wird die Möglichkeit zu Standortbestimmung im Vergleich zu den A3-Teams genommen.
Da derartige Regelungen m. E. jeglicher sachlicher Grundlage entbehren und an den Belangen der
betroffenen Sportler und Vereine völlig vorbei gehen, ist abzusehen, daß auch diese Regelung
- richtigerweise - wieder ausgehebelt wird.
Es wird dann eben kein Jumping ausgeschrieben, sonder 'nur' ein Spiel, an dem alle
teilnehmen dürfen und welches nicht nach Leistungsklassen getrennt durchgeführt wird.
Ich fürchte nur, das wird für 2005 die nächste Reglementänderung nach sich ziehen. Zur
Flankierung und Stützung der ursprünglichen Regel, werden wir, die Sportler und Vereine
mit weiteren unsinnigen Vorschriften überzogen, z. B. wie dann ein Spiel auszusehen hat,
oder daß ein Spiel erst NACH dem Jumping durchgeführt werden darf, etc.
Als nächstes ist das Reglement zur WM-Qualifikation 2004 zu nennen. Daß wir jedes Jahr ein
neues Reglement hierfür haben, wundert mittlerer weile schon keinen mehr. Auch hier ist
erkennbar, daß Reglementsänderungen nicht zielgerichtet überlegt werden, sondern lediglich
zur Abwehr bestimmter, aus Sicht der Verantwortlichen unerwünschter Sachverhalte erlassen
werden.
Nachdem in 1999 und 2000 sich je ein Team nur durch das Finale qualifiziert hat, mußte
natürlich gegen so etwas eingeschritten werden. Das führte in 2001 zu dieser unsinnigen
60/40-Regelung die bewirkte, daß konkret ein Sportler sich durch eine Disqualifikation
qualifiziert hat. Hätte er statt Disqualifikation diesen Lauf gewonnen, wäre er zu Hause
geblieben. Dies ist in einem anderen Fall auch konkret passiert. Es ist haarsträubend,
daß die Verantwortlichen offensichtlich nicht mögliche Konsequenzen ihrer Regelungen
erkennen und berücksichtigen.
Glücklicherweise hatte dieses Reglement nur 2001 Bestand. 2002 bekamen wir wieder ein Neues.
Eine Kombinationswertung aus Agilitylauf und Jumping. Nur wer in beiden Läufen null Fehler
hatte, konnte überhaupt punkten. Wer also in einem Lauf auch nur einen
Fehler hatte und im Anderen brillierte, war 'weg vom Fenster'. Wem dies im ersten Lauf
passierte, konnte im Grunde gleich einpacken. Das führte dann zu einer Nachbesserung für
2003, auch mit einem Fehler kann man noch punkten.
Grundsätzlich ist natürlich zu fragen, welche Selektion mit einer Kombinationswertung
erreicht werden soll. Kombinationswertung hat in jeder Sportart die Tendenz zur
Nivellierung hin zum Durchschnitt. Wie bei den WM's in Dortmund 2002 und Lievin 2003 deutlich
zu sehen war, laufen unsere Teams in der Standard-Kategorie was die Zeiten betrifft,
den anderen Nationen überwiegend hinterher.
Ein Reglement alleine kann den sportlichen Erfolg
natürlich nicht sicherstellen,
doch sollte die Zielrichtung der Selektion erkennbar und diese auf die
essenziellen Anforderungen des Wettbewerbs zugeschnitten sein. Auch wenn gebetesmühlenartig
aus bestimmten Lagern immer wiederholt wird, daß Agility kein Geschwindigkeitslauf
sondern ein Geschicklichkeitslauf sei - das mag für die 'normalen' Turniere
durchaus zutreffen - ist, wenn sich die Besten der Welt zu einem Wettbewerb treffen mit
Sicherheitsläufen absolut nichts zu gewinnen !
Der neue organisatorische Ansatz für das Reglement für 2004 ist ja zu loben :
zwei Qualifikationstermine
für die Ermittlung der Finalteilnehmer. Ein Finale und dieses unter WM-vergleichbaren
Bedingungen an drei Tagen in einer
Halle mit Teppichboden. Die unsinnige Kombinationswertung ist aber geblieben und daß bei
Doppel-Disqualifikationen Punkte vergeben werden ist ein toller Witz !
Theoretisch ist es also möglich, das der Erstplazierte im Finale 24 Punkte erhält und alle
anderen 23 Starter laufen Doppel-Dis und bekommen jeder 23 Punkte. Auch bei mehr
praktischer Betrachtung, der Erste hat null Fehler, der Zweite z. B. schon einen, ist
diese Spreizung viel zu gering. Es ist von Platzierung zu Platzierung nur ein Pünktchen
Unterschied.
Noch etwas anderes ist mir negativ aufgefallen. Die Qualifikationskriterien für die
Teilnahme an der VDH DM sind eigentlich klar und eindeutig :
Das Team hat innerhalb der laufenden Saison (erste Wochenende nach der vorjährigen
VDH-Meisterschaft bis zum Meldschluss für das laufende Jahr) unter zwei verschiedenen
VDH-Agility-Richtern in VDH-geschützten Veranstaltungen dreimal die Note vorzüglich
in der Prüfungsstufe A 3 kombiniert mit den Platzierungen 1 - 3 nachzuweisen durch
Eintragung der Leistungen im Leistungsnachweis des entsendenden VDH/Vereins/Verbandes.
Für den DVG war das wohl offensichtlich nicht ausreichend. Eine Extrawurst mußte
gebraten werden. Der DVG schob als weiteres Qualifikationskriterium die Teilnahme
bei einer DVG-Bundessiegerprüfung ein. Dies kann zu einer Kuriosität führen.
War am 30./31.08.2003 zum Zeitpunkt dieser
Siegerprüfung ein Team noch in der A2 - also keine Teilnahme an der BSP - steigt danach auf
und erfüllt noch die VDH-Kriterien bis zum Meldeschluß, darf es nicht teilnehmen, obwohl es nach
dem VDH-Reglement qualifiziert ist.
Offensichtlich halten die DVG-Verantwortlichen eine solche sportliche Leistung aus
ihrer eigenen Sichtweise nicht für möglich.
Natürlich hat dieses zusätzliche, unverständliche Qualifikationskriterium einige
DVG-Mitglieder bewogen, doch lieber für einen Verband zu starten, in dem solche
Extratouren nicht gefahren werden. Auch rein praktische Erwägungen spielen mit.
Es gibt auch im Südwesten von Deutschland DVG-Vereine, deren Mitglieder tausende von
Kilometern fahren müssten, um ein sportlich nicht motiviertes Qualifikationskriterium
zu erfüllen.
Wie mir inzwischen mitgeteilt wurde, ist es nicht zutreffend, daß Teams, die nach der
DVG-BSP aufgestiegen sind und noch die drei Platzierungen in der A3 geschafft haben, nicht
an der VDH DM teilnehmen dürfen. Der DVG hatte dann doch noch veröffentlicht, daß eine Teilnahme
möglich sei. Dies allerdings zu einem derart späten Zeitpunkt, wie mit ein betroffenens Team
mitteilte, daß keine Möglichkeit mehr bestand, sich für den DVG noch zu qualifizieren. Ich zitiere :
'... dieses dann zu veröffentlichen, wenn man keine 3 Nuller mehr hätte schaffen können
für den DVG (wie in meinem Fall)! Somit bin ich eben bis zum Jahresabschluß für den CfBrH
gestartet!' Zitat Ende.
Ich habe hier nur meine Meinung geäußert. Ich glaube nicht im Besitz der absoluten Wahrheit
zu sein. Wer eine andere Meinung hat, kann mir gerne eine
hierzu schreiben. Ebenso
wenn ich einen Sachverhalt falsch dargestellt haben sollte.
Die 'Grantigen' aus dem A-Wurf
2003 war nun das erste, volle Agilityjahr für die 'Grantigen' aus dem A-Wurf. Die ersten
Starts mit 18 Monaten im August 2002, Aufstieg in die A3 noch in 2002 von Andrea mit Hope.
Sylvia mit Gill, Diddl, Günter mit Moss, Uschi mit Age und Florian mit Lass mußten noch
etwas warten. Gill ist dann am 9. Februar, Diddl am 2. März, Age am 22.6. und Lass
schließlich am 6. Juli aufgestiegen. Age und Lass haben dabei wohl die wenigsten Turniere
von uns allen gelaufen.
Es zeigte sich von Anfang an, daß alle sechs Hundchen hervorragende Eigenschaften für
den Agilitysport mitbringen. Sie haben eine gute Grundgeschwindigkeit, sind außerordentlich
führig und bringen ein hohes Maß an körperlicher Geschicklichkeit mit. Was die Motorik
betrifft, hat sich in der Vererbung sehr stark die Linie von Liz und deren Vater durchgesetzt.
Sylvia und Andrea schafften es noch die WM-Quali-Läufe 2003 zu erreichen. Für Andrea mit
Hope lief es dabei weniger gut, sie hatten wegen privatem Umzug und Vereinssuche permanent
mit Trainingsrückstand zu kämpfen. Sylvia und Gill schafften es schließlich noch kurz vor
Toreschluß, sich durch einen grandiosen Gesamtsieg im Finale in Bad Segeberg die Teilnahme bei der
Agility-WM in Lievin zu sichern.
Die WM selber verlief für Sylvia geradezu sensationell. Ein überlegener Sieg im Agility
Individual in absoluter Bestzeit; lediglich eine Verweigerung im Jumping Individual
verhinderte den WM-Titel ! Trotz dieser Verweigerung war das noch mit Abstand die schnellste
Gesamtzeit in der Summe beider Läufe und Rang 25 als bestes deutsches Team. Abgesehen
davon, daß Sylvia sicherlich von uns allen die perfekteste Hundeführerin mit der größten
Erfahrung ist, zeigt das doch auch das riesige Potential von Gill - und die Wurfgeschwister
sind sich da alle sehr ähnlich.
All zu oft haben sich die Hunde aus dem A-Wurf bei den Turnieren nicht getroffen. Sylvia
startet natürlich überwiegend im Norden, Uschi und Florian haben nur an wenigen Turnieren
teilgenommen, Andrea mußte umziehen und sich erst mal einen Verein suchen. Es gab aber so
einige Turniere, bei denen fast alle dabei waren, z. B. Reutlingen, Heilsbronn, Böbingen
und natürlich auch bei der AJO-Tour. Dann aber führte der Weg zu einer Platzierung in den
meisten Fällen nur über die 'Grantigen'. Manchmal blieben für die anderen Konkurrenten
lediglich Platz 4 und dahinter übrig, weil sich gleich drei 'Grantige' auf dem Treppchen breit
gemacht hatten.
Einmal in diesem Jahr war es dann doch so weit. Ende Juli trafen sich alle in Györ/Ungarn
anläßlich des European Open. Für die meisten von uns der erste große internationale
Wettbewerb. Auch dort haben sich die 'Grantigen' gut verkauft. Ein Rang 3 im Jumping
Individual, ebenso ein Rang 3 im Agility Individual und 3 'Grantige' im Finallauf.
Daß dabei nicht noch mehr heraus gekommen ist, lag nur an der noch fehlenden Stabilität
von uns; die Hunde waren da gerade mal zweieinhalb Jahre alt, aber an ihnen lag es keineswegs.
Die Qualifikation für die VDH DM haben Gill, Hope, Moss und Diddl geschafft. Bei Age und
Lass waren es eindeutig zu wenig Turniere, um den rechtzeitigen Aufstieg und dann die
erforderlichen Platzierungen zu erreichen. Von der Qualität her hätten die beiden leicht
mithalten können.
Wie für die meisten Agilitysportler, war auch für uns diese VDH DM Höhepunkt und Ende einer
ereignisreichen Agilitysaison, von Sylvias WM-Teilnahme einmal abgesehen. Auch hier bei dieser
DM konnte sich ein 'Grantiger' weit vorne plazieren. Im Agilitylauf landete Diddl nach
verpatzten, d.h. zu langsamen Zonen zwar nur auf Platz 10. Den Jumping-Wettbewerb hat er aber
dann gewonnen und sich in der Gesamtwertung noch auf Rang 3 vorgeschoben.
Die Perspektiven für 2004 sehen recht gut aus. Das Konzept stimmt bei allen, es sind lediglich
Kleinigkeiten und Unachtsamkeiten die zu Fehlern führen. Die Teams werden weiter zusammenwachsen
und weiter an Stabilität gewinnen. Alle wollen an der WM-Qualifikation 2004 teilnehmen.
Man darf also gespannt sein !
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