Richter-Parcours


Berichte-Planung


Agility Videos


Ergebnis-Tabellen


Ausbildung - Training

FCI Agility-WM 2010 in Kreuth

Eine derartig große Veranstaltung mit über 30 Nationen verlangt natürlich eine gut vorbereitete Organisation um den Ablauf dieses Ereignisses für Camper, Zuschauer Teams und Verkaufsstände optimal zu gestalten.

Trotz aller guter Vorbereitungen gehen dann Dinge schief, die natürlich aus Sicht der Betroffenen zu Lasten des Veranstalters gehen, aber durch diesen absolut nicht zu verhindern und im weiteren Ablauf lediglich nur noch abzumildern sind. Dies waren hier die Geschehnisse um die Dusch- und Toiletten-Container für die Camper auf dem Hauptplatz direkt vor der Ostbayernhalle, die Halle des Turniers.

Beauftragt war die betreffende Firma mit der Lieferung und dem sanitären Anschluß von zwei Toiletten- und zwei Dusch-Containern, zu liefern und anzuschließen am Montag bis 16:00 Uhr.

Tatsächlich trafen die ersten beiden Container nach einigen Telefonaten dann um 19:00 Uhr ein, die beiden letzten sollten dann nach Auskunft der Firma 10 Minuten später anrollen. 10 Minuten können lang sein, so um 22:00 Uhr kamen dann diese am Gelände an. Die Fahrer konnten lediglich abladen und aufstellen, von anschließen war ihnen nichts bekannt.

Neben den vielen anderen Arbeiten die die Organisationsleitung zu erledigen hat, mußte sie sich nun auch noch um solche profane Dinge kümmern. Da bis Mittwochabend die Container immer noch auf den Anschluß harrten, traf die Organisationsleitung die Entscheidung, alle am Mittwoch und Donnerstag anreisenden Camper auf dem Zusatzplatz beim Waldhotel - ca. 500 m von der Halle entfernt, unterzubringen, da hier die gesamte notwendige Camping-Infrastruktur bereits vorhanden war.

So sachlich richtig diese Entscheidung war, den anreisenden Campern war sie jedoch – wie befürchtet - nicht zu vermitteln. Als erste anzureisen und dann den weitesten Weg zur Halle zu haben wurde nicht akzeptiert. So wurden die Camper um viel Verständnis gebeten und schließlich doch auf dem Hauptplatz untergebracht.

Bis auf absolute Einzelfälle herrschte doch allgemeine Zufriedenheit auf dem Camping-Platz, sicherlich trugen Vorfreude und die für Agility-Sportler nahezu einzigartigen Bedingungen rund um die Ostbayernhalle ihren Teil dazu bei. Dazu war es aufgrund der Abmessungs-Vorgaben des Veranstalters für die Platzeinteilung auf dem Gelände auch möglich individuelle Wünsche hinsichtlich des Zusammenstehens zu realisieren. Jeder der mit WoMo/WoWa im Agility-Sport unterwegs ist weiß, daß dies neben dem Turnier an sich der zweitwichtigste Aspekt ist.

Aus gutem Grund bin ich etwas näher hierauf eingegangen, weil natürlich solche Pannen immer am Veranstalter hängen bleiben, der trotz aller Bemühungen letztlich - wie schon gesagt - nur wenig bis nichts daran ändern kann.

Das traf auch auf die Videowände zu, auf denen jeweils die Ergebnisse und die Rangliste der aktuellen Wettbewerbe gezeigt werden sollten. Das Schweizer Team das bereits mit dieser Hard- und Software bei den WM 2006 in Basel, 2009 in Dornbirn und bei vielen anderen Veranstaltungen, wie z. B. div. Landesmeisterschaften, erfolgreich und störungsfrei gearbeitet hat, kämpfte in Kreuth mit einem Software-Fehler, der bei der in Kreuth verwendeten neuen Version erstmalig aufgetreten ist und durch das Team, das lediglich für das (Achtung: Neudeutsch) Operating verantwortlich war, nicht behoben werden konnte.

Da auch die Herstellerfirma in der Schweiz keine Problemlösung gelang, fielen die Videowände in fast regelmäßigen Abständen aus. Auch diese Panne bleibt natürlich wieder am Veranstalter hängen.

Erfreulicher Weise gibt es doch viel mehr Positives über die WM-Organisation zu berichten. Da ich als Einweiser im Vorring in direktem Kontakt zu allen Startern, Trainern und Mannschaftsführern stand, habe ich mir aufgrund vieler Meinungen ein Gesamtbild aus Teilnehmersicht zu Ablauf, Halle, Geräten und Umfeld machen können.

Die Organisation

Die Organisation des Turniers und der Ablauf entsprachen dem, was man bei einer WM erwartet. Meines Wissens war es die dritte WM die von Deutschland nach 1999 und 2002 ausgerichtet wurde, daher kann man viel Erfahrung mit der Abwicklung einer solchen Großveranstaltung voraussetzen.

Der einzige Punkt an dem sich die Geister schieden, ansonsten wurde der Ablauf als gut und so wie es sein muß beurteilt, war die Frage, zieht man Wettbewerbe vor wenn man dem Zeitplan voraus ist oder hält man ihn strikt ein. Wir waren dem Zeitplan etwas voraus und wie man es auch immer macht, ist es entsprechend der jeweiligen Auffassung natürlich falsch. Zieht man den Plan vor, ist es den einen nicht recht, macht man es anders, den anderen nicht. Allerdings zeigten auch hier die Teams volles Verständnis, so daß dies nur ein zeitlich ganz kurz diskutiertes und schnell zu erledigendes Thema war; Problem wäre hier schon das falsche Wort gewesen.

Die Helferteams an den unterschiedlichsten Stellen wie Aufwärmhalle, Weg zum Vorring, Vorring, Einweisung am Ring und Parcours-Helfer im Ring arbeiteten aus meiner Sicht anforderungsgemäß und effizient. Da ich aber selber als Helfer tätig war, kann diese Meinung natürlich zu Recht als parteiisch angesehen werden . Sollte es darüber anderslautende Meinungen geben, bitte ich entsprechende Kommentare zu hinterlassen; man lernt ja gerne dazu.

Das Umfeld

Das Umfeld mit den hügeligen Wiesen und nahezu endlosen Wegen durch Flur und Wald, die nahe Unterbringung in Hotel und Ferienwohnungen, die Camping-Möglichkeiten direkt an der Halle sowie die mehr als ausreichenden Parkmöglichkeiten direkt und in nächster Nähe der Halle, wurde ohne Einschränkung als optimal für eine Agility-WM bezeichnet.

Im unmittelbar benachbarten Waldhotel waren viele Mannschaften u. a. auch unsere, untergebracht und Abends traf man sich im gegenüberliegenden Gutsgasthof. Auch der Gala-Abend fand auf dem Gutshof-Gelände statt, in der direkt neben der Turnierhalle liegenden Festhalle. Aus welcher Sicht man es auch betrachtet, eine WM der extrem kurzen Wege für alle Beteiligten und Zuschauer.


Die Halle

Für die angereisten Zuschauer war die Halle mit ihren 4.500 Sitzplätzen völlig ausreichend, am Freitag und Samstag gab es sogar noch einige Lücken auf den Rängen. Die Sicht auf den Parcours ist von allen Plätzen hervorragend.

Für den Parcours stehen im Innenraum 3.200 Quadratmeter zur Verfügung, nur zur Erinnerung, ein Parcours der Abmessung 40 m x 20 m "verbraucht" 800 Quadratmeter, womit der mittig angeordnete Parcours einerseits genügend Raum zur Bande hatte, dennoch nahe an den Tribünen war und viel Raum an allen Seiten für die Gruppentanzeinlagen in den Umbaupausen, wie es inzwischen bei WM's Standard ist.

Im Vorfeld geäußerte Befürchtungen, daß wegen des Reithallenbodens nicht gleiche Bedingungen für alle Teilnehmer herrschen würden, erwiesen sich als gegenstandlos. Der Boden wurde am Mittwoch so präpariert, daß es ausreichte ihn zwischen den Wettbewerben abzuziehen. In den einzelnen Wettbewerben waren kaum Eingriffe erforderlich.

Wenn überhaupt, waren Unterschiede beim Boden zwischen dem ersten und dem Starter Nr. 121 bei Large allenfalls marginal. Mannschaftführer großer Agility-Nationen wie GBR, USA und Kanada äußersten mir gegenüber ihre Anerkennung und Zufriedenheit darüber, daß nun endlich wieder einmal eine WM auf einem natürlichen, für die Hunde bestens geeigneten Boden stattfände.


Die Geräte

Bei den Geräten handelte es sich um einen nagelneuen Parcours vom Hersteller Premier aus England. Die Geräte sind alle, bis auf den Sacktunnel aus Holz gefertigt, sehr gut in für das Auge und das Gesamtbild eines Parcours gefälligen Pastellfarben lackiert und für den Transport schnell und einfach zu zerlegen. Die Hürden sind wegen längerer Stangen geringfügig breiter als wir es bei uns gewohnt sind, ebenso waren die Stangen vom Durchmesser her auch dicker und Gewicht schwerer, lagen aber sehr sicher in ihren Auflagen.

Etwas Kritik gab es an den Kontaktzonengeräten Laufsteg, A-Wand und Wippe. Diese sind auf den hölzernen Laufflächen und Kontaktzonen nur gesandet und lackiert, daher völlig ungedämpft und im Neuzustand sehr rauh. Dazu kommt, daß bei Laufsteg und A-Wand die Kontaktzonen etwa 6 cm über dem Boden enden und sich darunter ein 6 cm Spalt über die volle Breite des Gerätes auftut und die Wippe im Drehgelenk sehr viel vertikales und horizontales Spiel aufweist und das Gerät dadurch recht wacklig ist. Der letzte Kritikpunkt Wippe ist aber sicherlich bei der Qualität und Routine der Hunde die es zu einer WM schaffen zu vernachlässigen.

Der Sport

Für mich beeindruckend aber nicht überraschend war das hohe Niveau der Teams aller Größenklassen über die Länder hinweg. Kleine Nationen die bei vergangenen WM's noch deutliche führtechnische Defizite aufwiesen, haben enorm aufgeholt und stehen den großen Agility-Nationen in nichts mehr nach. Die Rangliste im Teamwettbewerb Small mit Rußland, Japan und Slowenien auf den Rängen 1 bis 3 spricht eine deutliche Sprache.

Ebenso hat sich die Entwicklung zur athletischen Führweise fortgesetzt. Von einem Trend kann man dabei nicht mehr sprechen. In allen Größenklassen ist die läuferische Komponente der Hundeführer elementarer Bestandteil des Führstils. Dabei ist die große Quantität der Starter erstaunlich, die in hohem eigenem Lauftempo ihre Hunde dennoch ruhig und, so wie es auf mich gewirkt hat, abgeklärt und routiniert durch den Parcours geführt haben.

Zu dieser Entwicklung der athletischen Führweise hat sicherlich auch die Notwendigkeit der durchgelaufenen Kontaktzonen beigetragen. Bei allen Spitzenteams in der Größenklasse Large war dies zu beobachten. Ebenso war aber auch zu beobachten, daß dies nur dann wirklich funktionierte, wenn auch der Hundeführer an der Kontaktzone am Laufstegabgang mindestens auf gleicher Höhe mit dem Hund war.

Im Vergleich zu den Spitzenteams wirkten unsere Starter auf mich, natürlich von Ausnahmen abgesehen, nicht derart souverän. Sie strahlten ein erkennbares Signal von Nervosität oder Unsicherheit auf mich aus. Zugeben muß ich natürlich, daß dies eine subjektive Einschätzung ist, die sicherlich auch durch einen gewissen Erwartungshorizont meinerseits beeinflußt wurde.

Wie auch immer, in den Individualwettbewerben sind ein Rang 10 von 122 Startern bei Large, ein Rang 7 von 81 Startern bei Medium und ein Rang 4 von 73 Startern bei Small gute Ergebnisse. Aber Ergebnisse in den Teamwettbewerben wie Rang 14 von 31 Teams bei Large, Rang 25 von 28 Teams bei Medium und Rang 14 von 28 Teams bei Small können aus meiner Sicht bestenfalls nur noch als durchschnittlich bzw. ausreichend bezeichnet werden.

Natürlich ist eine Analyse warum in den letzten Jahren seit dem Ende der - wenn ich sie einmal so nennen darf - Aera 'Sylvia und Flo' die absoluten Spitzenergebnisse bei den darauf folgenden WM's ausgeblieben sind nicht so einfach. Ich bin nicht der Ansicht, daß wir, bei der gewaltigen Breite die es bei uns an Agility-Sportlern in der Leistungsklasse A3 gibt, nicht genügend Teams mit entsprechendem Potential haben. Wenn aber diese Annahme richtig ist, stellen sich folgerichtig Fragen nach der Wettbewerbsphilosophie und dem Auswahlverfahren um Spitzenteams zu formen und zu selektieren.

Für mit ausschlaggebend halte ich hierbei die Vielzahl der Wettbewerbe ohne jeglichen Wettbewerbsdruck, insbesondere bei Small und Medium die dazu eigentlich auch noch immer in Large-Parcours laufen, die Vielzahl der Verbände mit einer ebenso hohen Vielzahl von Meisterschaften mit z. T. geringerem Wettbewerbsdruck und auch unseren WM-Qualifikationsmodus. Eine Kombinationswertung ist tendenziell eine Selektion hin zum Durchschnitt. Ich will jetzt hierfür keine Rechenbeispiele vorführen, sondern nur zu bedenken geben, daß ein Starter bei Large, der z. B. im Finale jeden Tag je einen Lauf gewinnt und je ein Dis hat, 60 Punkte erhält. Ein Starter der in jedem Lauf Platz 6 erreicht, erhält ebenso diese 60 Punkte, wobei bei diesem Beispiel solche Teams infolge der Kombiwertung in Praxis noch deutlich mehr Punkte erhalten hätten.

Das oft zur Begründung der Kombiwertung genannte Argument, daß es ja bei der WM auch eine Kombiwertung gäbe ist nicht zutreffend, denn dort werden nicht zwei Läufe an einem Tag durchgeführt, sondern die Läufe für die wir an einem Tag die Kombiwertung haben, werden bei jeder WM an zwei verschiedenen Tagen ausgetragen.

Nicht vergessen werden darf bei einer solchen Betrachtung auch die Ermittlung der Standardzeit. Den Zuschlag 1,1 für 2011, in diesem Jahr lag er bei 1,2, halte ich mit Hinblick auf eine WM-Selektion für deutlich zu hoch, immerhin lag dieser Zuschlag zu erfolgreicheren Zeiten bei 1,075.

Daß eine Kombinationswertung in Verbindung mit auskömmlichen Standardzeiten als Selektions-Modus die Tendenz zu taktischen und Sicherheitsläufen verstärkt, ist einleuchtend und kann nicht wegdiskutiert werden. Andere, sehr erfolgreiche Nationen sind den entgegengesetzten Weg gegangen, keine Kombi-Wertung und extrem enge Standardzeiten - und der Erfolg scheint ihnen recht zu geben.

Die 'Grantigen' bei der WM

Aus Deutschland konnte sich dieses Jahr kein Team für die WM qualifizieren. Lediglich Kriszta mit Fleece startete im Individual A-Lauf als Weißer Hund. Sie erreichten null Fehler und die insgesamt drittschnellste Zeit und wären damit ... hätte, wäre, wenn ... auf Rang 2 bei diesem Lauf gelandet.

Aus dem Ausland waren aber doch noch 'Grantige' dabei, Silvija Trkman mit Bu aus Slowenien, Remo Müller mit Brit aus der Schweiz und Gora Zeljko mit Tip, einem Sohn von Fetch.

Silvija und Bu starteten in beiden Wettbewerben, Team und Individual. Im Teamwettbewerb erreichten sie im Jumping Rang 1 und hatten im A-Lauf Bestzeit, leider aber mit einem Stangenfehler. Im Individual-Wettbewerb erreichten sie in der Gesamtwertung mit Rang 4 ein Spitzenergebnis.

Remo und Brit starteten nur im Individual. Leider lief dieses Jahr bei ihnen nahezu alles schief, zwei Vw am Slalom im Jumping und Dis im A-Lauf.

Gora startete mit Tip in beiden Wettbewerben. Im Teamwettbewerb noch mit Fehlern und Vw, bei Individual dagegen mit verheißungsvollem Auftakt für dieses junge Team, Rang 7.

Schlußbemerkung

Ich war als Zuschauer und Helfer vier WM's im In- und Ausland dabei und kann auch dieser WM nur das beste Zeugnis ausstellen. Tolle Halle, klasse Umfeld, gute Organisation, hervorragender Sport und super Stimmung in der Halle. Auch die vielen Helfer machten da keine Ausnahme, motiviert, fleißig und guter Laune. So wie ich es von den Teilnehmern und Zuschauern mitgenommen habe, würde sie es freuen, wenn wieder eine WM in Kreuth stattfinden würde. Eine bessere Bewertung für diese Weltmeisterschaft in Kreuth gibt es wohl kaum.

Kommentar eintragen

Von Daisy am 12. Okt. 2010 13:16:

Danke für Deine Mühen, Klaus! So kann man sich's wenigstens ein bisschen vorstellen, wenn man schon nicht dabei war :-)
Gruß von der Daisy

Von Claudia am 11. Okt. 2010 20:28:

Hallo Klaus,

ja, ein sehr schöner Bericht. Nur eins möchte ich hinzufügen. Die Teamläufer im Large mussten zwei super Läufe an einem Tag hinlegen. Leider hats mal wieder auf der WM nicht geklappt.
LG aus dem hohen Norden

Von Thorsten am 11. Okt. 2010 16:45:

Hallo Klaus, schöner Bericht!!!!

Von Ralf am 08. Okt. 2010 06:26:

Hallo Klaus, sehr schöner Bericht, dem ich nur zustimmen kann. Als Helfer und Teambegleiter ;-)

Von KISS am 07. Okt. 2010 21:55:

Danke für den tollen Bericht !